Ravenheart

Autorin: Klara Duvert

Tiefste Nacht. Eine Nacht ohne ein einziges Licht am Firmament. Night musste fliehen. Sie wurde als Hexe angeklagt. In ihrem Dorf gab es nichts mehr zum Essen und der Winter dauerte schon zulange. Sofort vielen die Beschuldigungen auf Night. Ihre Augen warn von vollkommenen grün, bei dem jeden Smaragt der blanke Neid überkam. Das Feuer verblasste im Vergleich zu ihrem dichten, fülligem Haar. Keine Sekunde der Ruhe ließen ihr die Hexenjäger. Unerbitterlich jagten sie die junge Frau durch den tiefen Schnee und über den wurzeligen Waldboden.

Ihre Spuren konnte man überall hin verfolgen. Der Schnee gab sie preis. Mit letzter Kraft schleppte sie sich in eine Erdhöhle. Sie hoffte dort wäre sie einige Zeit sicher. Es erschien ihr suspeckt sich in der Höhle zu verkriechen. Da sie da eine leichte Beute war. Doch etwas sagte ihr, sie solle sich dort verstecken. Sie wagte kaum zu Atmen. Gebannt hingen ihre Blicke an dem Eingang. „Törichtes Weib! Los! Sucht nach trockenem Holz! Wir werden dieses Misststück ausräuchern!“

Ihr Herz machte einen entsetzten Sprung. Verzweifelt umklammerte sie ihre Beine. Entweder qualvoll ersticken, gefoltert und dann verbrannt oder gehängt werden. Es gab keinen anderen Ausweg als den Tod. Sie faltete die Hände und flehte: „Bitte lieber Gott hilf mir. Ich will noch nicht sterben.“ Etwas war hinter ihr. Ein furcht erregendes Knurren ließ ihre Nackenhärchen aufstehen und ihr Herz noch schneller schlagen. Bevor sie sich umwenden konnte, schwermten unzählige von Fledermäusen aus und stürzten sich auf ihre Verfolger.

Sie sah das diese Höhle nur ein Durchgang war. Panisch drängte sie sich durch den engen Gang. Als sie am anderen Ende ankam, atmete sie erleichtert auf, endlich dieser bedrückenden Enge entkommen zu sein. Sie sah in den Himmel. Ihr Atem war deutlich in der kalten Luft zu sehen. Ihre Finger waren taub und Night spürte ihre Beine nicht mehr. Müdigkeit und Hunger machten sich in ihr breit. Doch sie durfte jetzt nicht aufgeben.

Night hatte Hilfe bei ihrer Flucht. Rave. „Rave ist mit uns mein Kind. Er hilft seit Jahrhunderten den Frauen unserer Familie. Uns wird nichts geschehen Night.“, erinnerte sie sich an die tröstenden Wort ihrer Mutter bevor sie ...
Er hatte ihre Mutter im Stich gelassen, doch nun half er Night zu entkommen. Ein Schwarm von Krehen deutete sein Versteck. Voller Erschöpfung lehnte sie keuchend den Kopf gegen die gefrohrene Rinde eines Baumes. Fast hatte sie es geschafft. Nur noch ein kleines Stück und sie war in Sicherheit. Ein eher erschöpftes Lächeln umspielte ihre Lippen.

Der Wind peitschte heftig gegen ihr Gesicht. Die Flocken tanzten nicht mehr sondern kämpften gegen sie an. Sie brach unter dem Sturm zusammen und zu ihrem Schrecken konnte sie ihre Beine nicht mehr benutzen. So nahe am Ziel, sollte sie jetzt doch sterben? Nein, Night griff nach etwas das vor ihr lag. Eine blau schimmernde Rabenfeder die Raves Anwesenheit deutete. Zitternd schloss sie ihre Augen und zog die Feder unter ihr Kinn. Eine Aura der Geborgenheit umgab sie.

Was war geschehen? War sie tot? Nur langsam kam Night wieder zu sich. Sie war nicht mehr der Kälte ausgeliefert, nein, es war warm und an ihrer Wange fühlte sie etwas weiches. Etwas wie Pelz. Sie wagte es die Augen zu öffnen. Knissternt gab das Feuer seine Wärme ab. Sie war allein. Dieser Raum hatte kein einziges Fenster. Und doch eine einladende Ausstrahlung.

Weißes Bärenfell auf dem sie gelegen hatte. Rave hatte ihr geholfen, doch, wo war er? Ängstlich sah die Frau an sich hinab. Seidiges Fell das ihren Körper einhüllte. Nur blass erinnerte sie sich an die nasse Kleidung die sie getragen hatte. Er hatte an ihre Bedürfnisse gedacht. Ließ sie nicht nackt vor dem Feuer liegen und hatte ihr auch zuvorkommend eine Tasse mit heißer Milch hingestellt. Zögernd nahm sie einen Schluck. Wie gut das doch tat.

Ausdruckslos sah sie in die Flammen und hielt die Tasse in beiden Händen. Ein kalter Windhauch streifte ihr Haar. Erwartungsvoll drehte sie sich um. Sie hoffte Rave endlich zu Gesicht zu bekommen. Nur ein weißes Hemd lag auf dem Bärenfell. Er wollte das sie es trug. Dankbar nahm sie es an. So weich und warm. Rave musste von gewaltiger Statur sein. Ihre zarten Arme waren zu kurz für diese Ärmel. Sie ließ es offen und setzte ihre Haut weiterhin den heißen Flammen aus. Zwei Finger strichen ihr sanft das Haar zurück. „Rave.“, sprach sie seinen Namen voller Ehrfurcht aus. „Dreh dich nicht um.“, mahnte er mit sanfter Stimme.

Ohne zu widersprechen gehorchte Night und ließ seine Lippen an ihren Hals heran. Er neckte sie mit seiner Zungenspitze. Knaberte an ihrem Ohrläpchen und übersehte es mit kleinen flinken küssen. „Rave, ich hätte nie gedacht das es dich wirklich gibt.“, gab sie mit einem wonnigen Seufzen von sich. Ihre Hand wollte sein Gesicht berühren, wollte sicher gehen das er real war. Seine Klauen umfassten ihr feminienes Handgelenk und drückten es hinunter. In ihrem Schoß fasste er beide zusammen und hielt sie fest. „Es ist noch zu früh, dass du mich berühst.“ Fasziniert hing er an dem Geräusch des wallenden Blutes das durch ihre Adern rauschte. Sein Blut, dass durch ihre Adern rauschte.

Night musst etwas gegen diese bedrückende Stille unternehmen. „Du sollst uns schon seit vielen Genarationen beschützen. Warum hast du dann zugelassen das sie meine Mutter ...“ Sie sprach nicht weiter. Raves Liebkosung hatte sich zu einem schmerzhaftem Gefühl entwickelt. Er ließ sie seine scharfen Ekzähne spüren. Hilflos quitschte Night. Er wollte ihr nicht wehtun, nur unmissverständliche Gernzen ziehen. Ihre Mutter war so eine Grenze. Sie versagte seiner Hilfe um ihre Tochter unbeschadet ans Ufer des tobenden Meeres zu wissen.

Sacht streiften seine Lippen über den blauen Fleck, den sie ihm zu verdanken hatte. „Kein Wort mehr will ich aus deinem süßen Mund über deine Mutter hören.“ Wieder gehorchte Night. Langsam ließ sie sich zurück sinken, bis ihr Rücken an seiner Brust lehnte. Seine Hände ließen sie frei und umarmten sie statt des fessten Griff um ihre Handgelenke. Noch immer hatte er es geschafft sein Gesicht vor ihr zu verbergen. „Bitte Rave. Lass mich nur einmal dein Gesicht sehen.“, bat sie ihn und tastete vorsichtig an den Armen neben ihr hoch.

Eine Gänsehaut überzog ihren Körper. Sein Gesicht. Diese Lippen waren so weich und doch hart. Zögerlich strich sie über seine Zähne die über seine Unterlippe herforstanden. Rave ließ es zu, dass sie sein Gesicht berührte, aber nicht das sie ihn ansah. Ein schwarzes Tuch schien er einfach so aus seiner Handfläche zu zaubern. Damit verbannt er ihr die Augen, nahm sie bei den Händen und wandte sie zu sich um. „Hab keine Angst Night.

Ich lasse nicht zu das meinem Blut etwas geschiet.“, versprach er ihr und knöpfte das Hemd das sie trug zu. „Mein Blut fließt in deinen Adern. Das ist der Garant für deine Sicherheit.“, fühgte er noch hinzu. „Beschützt es mich auch vor dir?“, brachte sie mit bebender Stimme heraus. „Es beschützt dich nicht vor mir. Aber es verhindert das ich dich benutze und dir wehtue.“ Mit diesen Worten suchte er ihre Lippen. Ohne Widerstand gab sie nach und ließ ihn von ihrem süßen Mund kosten.

Night strich ihm durch das seidige Haar. Ihr gefiel der Gedanke das jede Nacht zu machen. Rave glaubte zu träumen. Sie lächelte, ein Lächeln das sogar sein Herz erwärmte. Es war nur einer Frau gelungen. Damals schwor er ihr auf ewig auf ihre Nachkommen zu achten. Night war die letzte Überlebende, die es gallt zu beschützen. Doch Rave empfand mehr als nur den Drang sie zu beschützen. Zwar war er der Vater der Frau mit der alles begann, doch das lag so weit zurück das es nicht gegen die Etik sprach, wenn er sie zu seiner Frau nahm.

Ungeschickt tastete sie nach ihm. Noch einmal diese Lippen mit ihren berühren. Ein Wunsch den Rave ihr gerne erfüllte. Sie wagte es die Augenbinde ab zu nehmen und einen Blick auf sein Gesicht zu werfen. Zufrieden lehte sie ihre Wange an seine Brust. Er war nicht hässlich. Im Gegenteil. Hohe Wangenknochen, klare und durchdringende Augen. Nur eine Narbe war störend in dieser Augenweide. Sie verlief von seiner Stirn, über das Nasenbein, dicht an seinem linken Auge vorbei und endete auf der blassen Wange. „Du musst mir nicht sofort antworten Night.“, begann er. „Ich werde dich zu nichts zwingen. Ich biete dir ein Leben an meiner Seite an. Dann wäre ich nicht nur ein Schatten der dich umgibt.“ Ihre Finger krallten sich in sein Hemd, denn sie wusste was er meinte.

Es würde bedeuten, dass sie ihre Freiheit aufgeben müsse. Dafür wäre er bei ihr und sie müsse sich nicht mehr sorgen was aus ihr werden würde. Sanft drückte er ihren Kopf an sich und streichelte den feurigen Haarschopf. „Lass dir Zeit für deine Entscheidung.“, hauchte er zart dagegen. Die unumgängliche Müdigkeit überkam Night. Ein traumloser Schlaf den sie jene Nacht schlief.

Rave war weg und ihre Kleidung hing getrocknet und wie neu da. War es gestern nur ein Traum? Es war zu intensiev um nur ein Hirngespinst gewesen zu sein. Seine Berührungen waren noch immer auf ihrer zarten Haut zu spüren. Vage erinnerte sie sich an einen Schmerz den er ihr im Schlaf zugefühgt haben musste. Ihre Unterlippe schmerzte. Zögernd tastete sie die Innenseite ab, spürte aber nichts was an eine Verletzung erinnern könnte. Der polierte Silberspiegel würde ihr Gewissheit geben.

Er hatte sie verletzt. Fast nicht mehr zu erkennen, doch zwei winzige, rote Punkte waren noch von seinem Kuss da. Schleichender Nebel kroch unter der Türritze herein. Schlängelte sich an ihren nackten Beinen hinauf. Unbeabsichtigt begann sie sich zu drehen. Rave berührte sie sacht mit seiner Magie und half ihr schon wieder. Night sah an sich hinab und bemerkte den Stoff der ihren Körper einhüllte. „Danke Rave.“, flüssterte sie in der Hoffnung er würde ihre dankbaren Worte hören. „Danke für alles.“

Sie konnte nicht bleiben. Langsam ging sie den langen Gang entlang. Alles war von einer dicken Staubschicht überzogen. Spinnen hatten ihre Netze an jedem erdenklichen Ort erbaut. Bei jedem Schritt stieg eine dicke Staubschicht aus dem Teppich auf. Knarrend öffneten sich die schweren Tore. Der Schneesturm hatte sich gelegt und alles sah so friedlich aus. Eine Krähe ließ sie nach oben sehen. Sie hatte noch ein Geschenk für Night. Eine kleine schwarze Feder fiel ihr in die Arme.
Dankbar steckte sie sich das abschieds Geschenk ins Haar.

Wie erstarrt sah sie nach vor. Es war unmöglich. Ihre Verfolger hatten sie umzingelt. Es gab kein Entkommen mehr. Night sah sich verzweifelt um. Ein Kreis aus bewaffneten Männer und Feuer hatte sich um die angeklagte Hexe gebildet. Es gab kein Entkommen, trotzdem versuchte sie nach hinten aus zu weichen. Die Feder fiel in den Schnee und wurde mit Füßen getreten. „Ich habe doch nichts getan!“, versuchte sie sich zu verteidigen. Schweigend zog sich der Kreis zusammen. „Schweig Hexe! Du bekommst deine gerechte Strafe für dein Vergehen.“

Rave konnte seinen Schützling nicht sich selbst überlassen. Seine schwarze Kleidung verhinderte das auch nur ein Sonnenstrahl seine Haut berührte. Ein gequälter Aufschrei lenkte die Aufmerksamkeit von Night ab. Rave tötete einen der Jäger und nahm sein Blut in sich auf. Achtlos ließ er ihn fallen. Nur Raves glimmenden Augen waren zu erkennen. Hatte er eine Chance gegen so viele? Night wollte ihm helfen, sie ergriff eine Fackel die am Boden lag und verteidigte sich damit. Ein Problem weniger um das sich der Vampir kümmern musste.

Er wurde unvorsichtig. Rave übersah den Dolch der sich in seine Brust bohrte. „Deine Dämonen werden dich auch nicht mehr retten Hexe!“, rief der letzte überlebende der Rave den Dolch tief in das Herz schlug. „Rave!“, schrie Night und stürmte zu ihm. Der Jäger ließ es nicht zu und ergriff ihre Arme. Ihr Beschützer war zusammen gesackt und Night stand dem gefürchteten Mann ganz allein gegenüber. „Keine Angst Hexe. Ihr seht euch in der Hölle wieder.“, zischte er und schloss seine grobe Hand um ihren Hals. Sie wehrte sich nicht. Mit Rave sank auch ihr Überlebeswille.

Plötzlich erhob sich der Vampir, in dessen Brust noch immer der Dolch steckte. „Ich wüsche noch ein schöner verrotten in der Hölle.“, knurrte ihr Beschützer und brach dem Mann das Genick. Dieser Bastard hatte wirklich an alles gedacht. Der Griff war aus einem Ast einer geweihten Weide geschnitzt worden. Auch diese verfluchte Klinge war geweiht und bereitete Rave unerträgliche Schmerzen. „Dieser verfluchte Bastard!“, fluchte er, dann bat er Night dieses störende Objeckt zu entfernen.

Die Frau ließ ihn zu Boden fallen und flehte Rave an ihr zu vergeben, wegen ihrer Dummheit. „Vergieb mir Rave.“, flüssterte sie demütig. Ein zartes Lächeln umspielte seine Lippen, dann legte er die klaffende Wunde frei. „Trink Night, trink bevor es zuspät ist.“, befahl er jedoch mit einem sanften, zärtlichen Ton. Wieder gehorchte sie. Zaghaft führte sie ihre Lippen näher heran und tauchte ihre Zunge in die stark blutende Wunde.

Sein seltsames Gefühl sein Blut in ihrem Mund zu schmeken. Entsetzt sah sie zu ihm auf, als er den Atem scharf einsog. „Ich kann es nicht, wenn ich dir damit wehtue.“ Seufzend legte er den Kopf in den Nacken und presste sie wieder gegen seine starke Brust. „Trink weiter, ich weiß nicht wie viel Zeit mir noch bleibt.“ Sie hoffte sich verhört zu haben. Sacht streichelte er ihr Haar.

Ein eisiger Wind kam auf und umspielte das Paar. Es wurde warm. Wieder standen sie in dem Zimmer mit dem offenen Kamien und dem Bärenfell. „Du musst jetzt schlafen Nigth. Dann kann es sich ungehindert ausbreiten.“ Von einem Vampir gebissen zu werden, bedeutete mit dem Virus infiziert zu werden. Das Blut eines Vampirs zu empfangen, bedeutete den Ausbruch dieses Viruses und eine Verwandlung.

Sie sanken gemeinsam auf das Fell und Rave breitete sich neben der Frau aus. Ihre Wange schmiegte sich an den Stoff der seine Brust bedeckte. Sie wollte nicht einschlafen, doch er zwang sie dazu. Er sprach noch zu ihr, in ihrem Unterbewusstsein verankerte er die Befehle die ihr ein angenehmeres Leben bescheren sollten.

Als Nigth mitten in der Nacht erwachte, liefen zwei heiße Tränen über ihre Wange. Nur noch ein Aschehaufen erinnerte an ihren Beschützer. „Rave.“, murmelte sie und hatte dabei das Gefühl sich übergeben zu müssen. „Geh in den Keller!“, schoss es ihr durch den Kopf. Dieses tat sie auch. Zuerst sah sie geschockt auf die Dutzenden von Särgen. Dann wagte sie einen zu öffnen.

Eine Frau die Rave verwandelt hatte, erwachte aus ihrem todes ähnlichen Schlaf. Dies war ein Geschenk an seine geliebte Nigth. Sie hatte nun genug Diener um sich um nichts mehr kümmern zu müssen. Doch das war kein Trost dafür das sie Rave verloren hatte. Er hatte noch ein Geschenk. Nigth gebar schon wehnige Monate später ein wunderschönes kleines Mädchen. Raves Tochter die ihre Mutter nach ihrem Vater benannt hatte. Raven.