Callistos Liebe und Schmerz

Autorin: Klara Duvert

Ihr Name lautete Callisto. So schön als hätten die funkelnden Sterne sie nach ihrem Ebenbild geschaffen. Trotz ihres hohen alters, lebte sie lange Zeit im Körper eines siebenjährigen Kindes. Wila gab ihr den Mut sich weiter zu entwickeln. In ihr hatte sie eine neue Mutter gefunden. Wahrscheinlich wäre Callisto für immer ein Kind geblieben, hätte ihr Vater nicht dafür gesorgt das ihr Wila begegnete. Als neue Gemahlin von Sabin, übernahm sie auch die Verantwortung über seine Kinder. Die Tiere des Waldes standen unter Callisto's Schutz. Hauptsächlich Wölfe und Raben. Eine besondere Krähe war immer an ihrer Seite. Ihr Gefieder hatte einen eigenartigen Schimmer. Die Krähe verdankte dem jungen Vampir ihr Leben und wich seit dem nicht mehr von ihrer Seite. Menschen nannten sie auch Wächterin des Waldes. Das Mädchen kannte keine blinde Wut oder Hass.

Auf einen ihrer Streifzügen durch den Wald vernahm sie Schüsse und den Schmerz den einem ihrer Schützlingen zugefügt wurde. Umschwärmt von schwarzen Vögeln trat sie auf. Mit Pruson auf ihrer Schulter erschien sie dem törichten Mann der sich in ihren Wald wagte. „Was gibt dir das Recht Jagd auf meine Tiere zu machen?“

Lange herrschte Schweigen und dieser Mann starrte sie nur an. „Herrin des Waldes, ich musste Euer Antlitz noch einmal sehen.“ Fragend blickte sich Callisto um. Mit Herrin des Waldes war sie gemeint. „Ihr seit noch so schön wie ich Euch in Erinnerung hatte.“, schmeichelte Jean der holden Schönheit. In Erinnerung hatte? Woher kannte sie diesen Mann? War es möglich das dieser Mann der kleine Junge war der sich beim Spielen in ihren Wald verlaufen hatte? „Jean, ich erinnere mich an dich. Aber das gibt dir noch lange nicht das Recht meine Tiere zu töten!“ „Verzeiht mein Verhalten, doch ich sah keine andere Möglichkeit Euch wieder zu sehen. Nacht für Nacht suchte ich Euch.“ Callisto hörte das erschöpfte und Schmerz geplagte Keuchen der Wölfin. Sie musste ihr helfen, schon alleine da ihr Wurf sonst in Gefahr geriet. „Ich kann nicht zulassen das sie stirbt.“, erklärte sie ihm. „Da du dafür verantwortlich bist, wirst du mir dabei helfen.“ Zielstrebige Schritte kamen auf ihn zu.

Es würde Callisto viel Kraft kosten die Wunde zu heilen. Sie brauchte frisches Blut um daraus die benötigte Kraft zu schöpfen. Ihr Körper verkrampfte als sie das weiche Fleisch spürte das ihre Zähne durchdrangen. Stockend schluckte sie die warme Flüssigkeit die ihr dieser Mann so freizügig überließ. „Es wird dich nicht töten. Ruh dich etwas aus.“ Sacht lehnte sie seinen Körper gegen einen Baumstamm.

Es war genug Zeit verschwendet worden. Sofort galt ihre Aufmerksamkeit allein dem verwundeten Tier. „Sei stark mein Mädchen. Deine Jungen warten auf dich.“, sprach sie in Sorge um die Wölfin. Nur schwach vernahm Jean was Callisto tat. Sie hatte zuwenig Lebenssaft abgezapft. Ihre Freundin stand schon an der Schwelle des Todes als Callisto ihre heilende Magie auf sie wirken ließ. Geschwächt legte der Vampir seinen Kopf auf das struppige Fell des Wolfes. Bitte lass es wirken., war ihr einziger Gedanke als sie den erregten Herzschlag und die viel zu schnellen Atemgeräusche hörte. Jean konnte diese Frau nicht ihrem Schicksal überlassen. Der bevorstehende Sonnenaufgang würde sie töten. Das Schloss seines Vaters lag dicht an der Grenze des Waldes. Dort hin brachte er Callisto. Sie würde sein kleines Geheimnis bleiben. Niemand würde von ihr erfahren. Das sich die Wächterin des Waldes in diesem Schloss befand.

Zur Mittagszeit erwachte Callisto durch die Geräusche die die Kinder der Nacht von sich gaben. Wie war sie bloß hier her geraten? Das Zimmer in dem sie sich befand war sorgsam abgedunkelt worden, doch unter dem schmalen Türschlitz drang ein schwaches Licht herein. Sie machte nicht den Fehler und öffnete diese Tür. Es war Sonnenlicht das da herein drang. Pruson wollte zu seiner Herrin und versuchte verzweifelt durch die Scheibe zu dringen. Callisto musste sich nicht der Gefahr aussetzen um Pruson herein zu lassen. Welche Freude diese Krähe wieder zu sehen. Durch ihre Augen gelang es Callisto zu sehen wo sie sich befand. „Pruson, führe die anderen zurück in den Wald. Sobald die Sonne verschwunden ist komme ich zu euch.“, versprach der junge Vampir. Schon tauchte ein ungebetener Gast auf. „Wie hast du mich hier gefunden?“ „Eine freundlichere Begrüßung fällt euch Vampiren wohl nicht ein. Sabin macht sich Sorgen um dich. Er kann dich nicht suchen gehen also muss ich wider die Drecksarbeit machen. Was machst du überhaupt hier bei den Menschen?“ „Du kannst meinem Vater berichten das ich zu ihm komme sobald ich kann.“ „Zu erst will ich wissen was du hier machst. Ist es wegen einem Mann? Ist er der der es schafft dein Herz im Sturm zu erobern?“ Geschockt darüber das Marishka schon wieder ihr Tagebuch gelesen hatte, drohte sie ihr: „Verschwinde, oder ich werde dir etwas zeigen was ich nicht in mein Tagebuch geschrieben habe!“ Diese Familie ist nicht zu ertragen., sagte sich der Engel bei dieser aufbrausenden Art die Callisto an den Tag legte. „Ich verschwinde ja schon, aber erzähl mir dann wie es war.“

Mit diesem aufdringlichen Weibsstück war es zum Haare raufen. Marishka verschwand ohne noch etwas dazu zu sagen. Pruson ging auch wieder seine Wege und Callisto blieb alleine zurück. Doch nicht lange. Ihr Herz geriet außer Kontrolle als sich die Tür öffnete. Sie zog sich in eine Ecke zurück wo das Licht nicht hindrang. Erstarrt hockte sie da und wusste nicht mehr weiter. Jean. „Ihr seit wach? Ich dachte während des Tages ruht Ihr?“ „Falsch gedacht! Ich bin nicht so einfach zu durchschauen wie du denkst!“, versuchte Callisto von ihrer Angst ab zu lenken. Lange betrachtete Jean die verängstigte Kreatur die verzweifelt versuchte ihre Angst zu unterdrücken. „Wieso fürchtet Ihr mich? Jemand wie Ihr hat nichts zu befürchten.“ Der Vampir hatte sich wieder einiger Maßen im Griff. „Es hat mich gestern viel Kraft gekostet. Mein Hunger ist erwacht.“ Mit diesen Worten musterte sie ihren Lebensspender. Ihre Augen ließen seinen Hals nicht los. Wie der Puls in der kleinen Wölbung immer schneller und schneller wurde. „Ich stehe Euch zur Verfügung.“ Wie machte dieser Mann das nur? Die Worte die er sprach lösten in ihr ein seltsames Gefühl aus. Sie konnte sich nicht an ihm Stärken, es würde Jean töten, wenn sie es täte. Doch was sollte Callisto tun? Sollte sie ihn unversehrt lassen und selbst an ihrem Leichtsinn zu Grunde gehen? Oder sein Leben nehmen um ihr eigenes zu sichern? Weder noch. Sie spielte nur mit ihm. Kostete von seinen Lippen und ließ die wenigen Tropfen ihre Kehle hinunter gleiten.

So hatte der Vampir noch nie sein Mahl aus gekostet. Ohne Zweifel erregte es diesen Mann was sie da mit ihm anstellte. Das Spiel mit dem Feuer war eine gefährliche Sache und sehr erregend. Das hatte sie wohl von ihrem Vater. Bestimmend ergriff sie seine Handgelenke, ließ aber nicht von seinen Lippen ab und drängte ihn zurück bis er auf der weichen Matratze des Bettes lag. Ein kehliges Stöhnen entfuhr Jean als Callisto sein Hemd in Fetzen riss und seine Brust frei legte. Ihre Finger strichen spielerisch durch das Gekräusel das sie soeben entdeckt hatte. Ihre Lippen fanden sofort wieder seine und genossen dasRest Blut das an ihnen haftet. Ohne wirklich seine Kehle zu verletzen biss sie im Aufrausch der Gefühle hinein. Ein Stück tiefer saß die auserwählte Stelle. Sie spürte das Herz aufgeregt in seiner Brust pochen. Wo dieses Pochen am stärksten war, ließ sie ihre Lippen ruhen. Callisto erzählte ihm von ihrem Unmut davor sich an ihm zu laben. „Es könnte dich töten Jean. Stell dich nicht zur Wehr, du könntest meinen Jagdinstinkt wecken und dann bist du des Todes.“ Jean sah in ihre tiefen Augen, obwohl sie aussah wie ein junges Mädchen, sprach Erfahrung und die Erkenntnisse der Zeit daraus. „Ich werde mich nicht gegen Euch wehren.“, versprach er ihr und suchte erneut ihre Lippen.

Von ihrem wahren Vorhaben abgelenkt, rief es sich wieder in ihre Gedanken. Eine Schande so ein pracht Exemplar zu töten. Während ihre Zunge nach seiner Halsschlagader tastete, krallten sich ihre Finger in das Laken. Die Zeit stand auf ihrer Seite. Bis die Sonne untergehen würde, nahm sich Callisto vor würde sie sich nur Schluckweise von Jean nähren. Gesagt getan. Seine Brust war durchlöchert von ihren sonst tötlichen Küssen. Keine Sekunde versäumte Jean von ihrem Spiel. Ein letztes Mal versenkte sie ihre weißen Dornen in seinem verlockenden Fleisch. Ganz dicht über dem Bund seiner Hose. Ihr Kopf hing geneigt an seiner Hüfte und holte sich das was ihr zustand. Verwunderlich das dieser Mann nach dieser nicht enden wollenden Prozedur noch immer bei Bewusstsein war und keine Scheu gegenüber Callisto zeigte. Wie sehr sie ihn auch mit ihren Küssen gequält hatte, er streichelte bloß ihren Kopf und ermutigte sie weiter zu machen. Genug für Heute. Callisto warf den Kopf zurück und fuhr sich durch das rabenschwarze Haar. Ein geplagtes Keuchen entfuhr ihr. „Wenn wir uns wieder sehen, werde ich mich dafür erkenntlich zeigen.“, versprach der Vampir und verschwand aus dem Fenster in die vertraute Nacht. Jean hatte sich bis lange nichts davon anmerken lassen das es ihn ziemlich mitgenommen hatte was Callisto mit ihm angestellt hatte.

Lukas, David und ihr Vater hatten sich schon auf den Weg gemacht um sie zu suchen. Schließlich fand Sabin seine Tochter verstört auf einem Baum hocken. Welche Gedanken hegte sie wohl? „Was bedrückt dich so mein kleines?“, wollte er wissen und begab sich zu ihr in die Wipfel der Bäume hinauf. „Nichts Papa, aber ich bin verwirrt und weis nicht was ich tun soll.“, gab sie von sich und starrte weiterhin die funkelnden Sterne an. „Sag es mir. Oder willst du nicht darüber sprechen?“ Bevor sie auch nur den Satz beginnen konnte, schwirrten schon ihre Brüder heran. „Hättest du nicht ein anderes Mal verschwinden können? Mama ist außer sich wegen dir!“, fuhr David seine große Schwester an. Diesem Gewicht hielt der Ast nicht stand und er krachte samt den Vampiren zu Boden. Sabin landete sanft auf seinen Beinen, doch seine Sprösslinge lagen unter dem Ast auf dem Boden. „Das hat man davon wenn man sich Sorgen um seine große Schwester macht.“, bemerkte David. Ihre Brüder standen schon längst wieder auf den Beinen, doch Callisto blieb noch immer regungslos am Boden liegen. Lukas trat in ihr Blickfeld und reichte ihr seine helfende Hand. „Fehlt dir was?“, erkundigte er sich kurz und knapp. „Geht schon mal vor. Ich will alleine mit Callisto sprechen.“, verlangte Sabin. Skeptisch gehorchten seine Söhne. „Was ist los mit dir? Du siehst aus als hätte man dich entdeckt.“ „Papa, ich habe etwas schlimmes getan. Er war so führsorglich zu mir und ich hätte ihn fast getötet.“

Beschämt hing ihr Kopf und Tränen bildeten sich in ihren sonst strahlenden Augen. Es tat weh seine Tochter so zu sehen. Callisto warf sich an ihren Vater und klammerte sich an sein Hemd. „Papa.“, schluchzte sie. „Was soll ich tun? Er hat mich gerettet und mich versteckt. Dabei ist er ein Mensch und ich weis nicht was er vor hat.“ Seine Hand legte sich auf ihren Kopf. „Kann es sein das du dich verliebt hast?“ Darüber hatte sie noch gar nicht nach gedacht. Wenn es so wäre? Vampire suchten sich gerne menschlich Gefährten die sie dann verwandelten. Auch Sabin hatte zwei sterbliche Frauen auserwählt und ihnen dann die Dunkle Gabe geschenkt. Aber war Jean der richtige für sie? „Wila macht sich schon Sorgen um dich. Wir sprechen Zuhause darüber weiter.“, schlug ihr Vater vor und trocknete ihre Tränen. Im Schloss flogen Förmlich die Fetzen. Die Familie vergrößerte sich nochmals und mit Wila war nicht gerade gut Kirschen essen. Natürlich durfte Marishka sich um Sabin's aufbrausende Frau kümmern. „Das habe ich nicht gesagt! Du drehst mir die Worte im Mund um!“ Schon musste sie wieder aufpassen das sie nicht von den fliegenden Gegenständen getroffen wurde. Sabin schritt noch rechtzeitig in den Streit ein, seine Frau hätte ihr sonst den Hals umgedreht. „Marishka, es ist besser wenn du jetzt verschwindest.“

Was sie auch nur all zu gerne tat. Anschreien und beschimpfen konnte sie sich auch von ihrem Master lassen. „Callisto wo warst du? Ich dachte schon dir sei etwas zu gestoßen.“, erklang Wilas aufgebrachte Stimme. „Mama, Mama. Mir geht es gut. Es gibt keinen Grund mehr zur Sorge.“, versuchte sie Wila zu beruhigen. Callisto, Wila und Sabin sprachen in Ruhe und alleine über diese Vorfälle. Der kleine Vampir ließ nichts aus und versetzte ihre Eltern in eine betrübte Stimmung. Fragend sah Wila zu ihrem Gemahl hinauf. Sie müsse wohl sprechen. „Dein Vater und ich wollen nur das beste für dich ...“ Plötzlich verstummte sie und rang nach Fassung. Es war so weit. Als sie sich erhob, platzte ihre Fruchtblase. Etliche Flüche verließen ihren Mund. Sofort war Sabin zur Stelle und stützte sie. Fünf Stunden unerträglicher Schmerzen begannen. „Verdammt! Ich weiß nicht mehr was ich sagen wollte!“ Das war ihre einzige Sorge in diesem Moment. Zwei Stunden bereits lag Wila in den Wehen. Sie wollte sich nicht von Sabin helfen lassen. Mit seiner Hilfe wäre es weniger schmerzhaft geworden. „Ander Frauen schaffen es auch! Also sollte es für mich auch kein Problem sein!“, fuhr sie ihn an als er nach dem Grund fragte warum sie sich nicht helfen ließe. Nur schwer akzeptierte er ihre Entscheidung. Die weiteren drei Stunden verbrachte er mit seinen Kindern vor dem Schlafzimmer und überließ Wila den Händen zweier Dienerinnen.

Warten gehörte nicht zu Sabins Stärken. Ruhelos lief er den Gang auf und ab. Er war es nicht gewohnt so hilflos zu sein. Wilas Schreie verstummten, so gleich war ein herziges und kräftiges Stimmchen zu hören. Sogar Callisto und ihre Brüder stellten ihre Streitigkeiten ein und freuten sich von ganzen Herzen mit ihren Vater über das kleine Geschwisterchen. Es war noch zu früh um hinein zu gehen. Eilig wurde das Bettzeug gewechselt. Endlich durfte Sabin zu seiner geliebten Wila. Wie ein Engel lag sie auf dem Lager und hielt ihren kleinen Sohn im Arm. Sabin setzte sich neben sie und küsste ihre verschwitzte Schläfe. „Gut gemacht mein Mädchen. Ich bin stolz auf dich.“, lobt er er sie. „Ich hätte nie gedacht dass ich einen Mann jemals so lieben könnte wie dich.“, gab Wila erschöpft zu. Der Tag brach nach einer langen Nacht für alle herein und in den alten Gemäuern wurde es totenstill. Nur bei Callisto herrschte noch heller Aufruhr. Sie wusste sich nicht anders zu helfen und rief Marishka zu sich. Auch sie erfuhr dieses besondere Geschichte. Lange herrschte Stille zwischen den beiden. „Liebst du ihn?“, fragte Marishka gleich offen heraus. Verzweifelt warf sich Callisto in ihr Bett, denn sie wuste es selbst nicht. Am Rande der Geduld nahm Marishka ihren Kopf und zwang sie ihr in die Augen zu sehen. „Sieh mich an!“ Die Augen eines Vampirs verriete viel. Strahlend vor Freude und durchzogen von Angst. „Werde mit Jean glücklich.“

Mit diesen Worten verabschiedete sie sich von Callisto und verschwand. „Mal sehen was sich ergibt.“, dachte der junge Vampir und legte sich schlafen. Noch niemand war wach, doch Callisto streifte durch das Schloß und suchte ihre geliebte Geige. Der Drang darauf zu spielen war zu groß als das sie ihn ignorieren hätte können. Ihr war es egal wer ihr Spiel hörte, solange es jemand hörte. Die Kinder der Nacht lauschten der betörenden Melodie die dieses Mädchen darauf zu spielen vermochte. Zu spät erblickte sie Jean der der Musik gefolgt war. Ohne etwas zu sagen, verschwand der Rest und ließ sie mit diesem Mann alleine. „Wie schön das du wieder bei kräften bist Jean.“ Er erinnerte sie an ihr Versprechen das sie ihm beim Letztenmal gab. „Verstehe. Du bist gekommen um deine Belohnung ein zu fordern.“, gab Callisto bedrückt von sich. Mehr als alles andere auf der Welt wollte er das. Was sollte sie tun? Sie gab ihr Wort das sie sich dafür erkenntlich zeigen würde. Mit jeden Schritt den Jean auf sie zumachte, wich Callisto zurück. So schnell konte sie gar nicht denken wie er ihre Arme in seiner Gewalt hatte. Was war los? In seiner Gegenwart fühlte sie sich so schwach und hilflos. So musste es den menschlichen Frauen ergehen wenn sie einem Mann gegenüber standen.

Er drängte sie zu einem Baum zurück. „Ich bin noch nicht bereit Jean.“, gab Callisto mit bebender Stimme von sich. Sie sah ihn sich an und entdeckte eine weiße Strähne in seiner Schläfe. Callisto war daran schuld das Jean schon in jungen Jahren aussah wie ein alter Mann. Er packte ihre Hüften, stemmte sein Knie gegen den Baumstamm und zwischen ihre Beine und setzte den federleichten Körper darauf ab. Der Versuch möglichst unberührt zu wirken gelang. Aber der Griff an seinen Schultern verriet etwas anderes. „Steh zu deinem Wort Callisto.“ Küsse lenkten sie von seinen Machenschaften ab. An seinen Hals geklammert wiederholte sie immer wieder das sie noch nicht bereit sei. Es war schon zu spät. Ein Gefühl als würde sie zerrlatzen ließ Callisto laut in die Nacht hinausschreien, dass sie das erste Mal genommen wurde. Jean hiel inne und sah sie verdutzt an. „Warum hast du nicht gesagt das du noch Jungfrau bist?“, wollte er zähneknirschend wissen. Es gefiel ihm nicht Jungfrauen zu nehmen, doch es war geschehen und es gab kein Zurück mehr.

So grob er sie auch zuvor genommen hatte, sanft ließ er sie zu Boden gleiten und suchte erneut ihre Lippen. „Hättest du mir was gesagt, wäre ich nicht so grob gewesen.“ Machte er ihr jetzt Vorwürfe für seine Tat? Ihr ganzer Unterleib schmerzte. „Das ist jetzt auch schon egal. Es ist geschehen, tust du mir noch einen Gefallen?“ Alles was sie wollte. „Ich möchte jetzt nicht allein sein. Komm doch mit.“ Ohne Fragen zu stellen folgte Jean ihr. Diesen versteckten See in den Wäldern kannte er noch gar nicht. Callisto ließ die Hüllen fallen und sieg in den See. Jean folgte ihr und hielt sie im Wasser in seinen starken Armen. Eine seltsame Kraft ging von diesen Händen aus die auf ihrem Bauch lagen. Prickelnd und lindernd. Alles war ruhig, nur die Geräusche des Wassers waren zu hören wenn sie sich bewegten. „Meine Worte mögen für dich nicht viel bedeuten“, began Jean. „aber ich liebe dich.“ Fragend drehte sie sich zu ihm um und schloss ihre Beine um seine Hüfte. Ganz unschuldig fragte sie nach der Bedeutung dieses Wortes während sie ihn erneut in sich aufnahm. Ihre unfreiwilligen Bewegungen um nicht zu versinken verfehlten ihre Wirkung auf Jean nicht. „Wenn es irgendwie möglich ist, möchte ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen.“ Welch ein Gewicht hatten seine Worte? Meinte Jean das was er sagte ernst, oder wollte er nur mit ihr zusammen sein um der Befriedigung willen?

„Du willst den Rest deines Lebens mit mir verbringen?“, erkundigte sie sich ungläubig. „Das möchte ich. Ich verspreche dir dich immer zu lieben, bis weit über den Tod hinaus.“, schwor Jean und ließ seine Zunge zwischen ihre Lippen gleiten. Callisto spürte die schwere seiner Worte. Er meinte es ernst mit ihr. Sie schmiegte ihren Kopf gegen seinen starken Hals und horchte dem Blut das durchgepummpt wurde. Tief atmete sie seinen Duft ein. Ein anregender Rhythmus den sein Herzschlag vorgab. Sehnsüchtigst hoffte sie ein Ja zur Antwort zu bekommen. „Würdest du dein Leben aufgeben um bei mir zu bleiben?“ „Für dich würde ich in den Tod gehen.“, war seine Antwort. In gewisser Weise würde er sein Versprechen einlösen. Nur noch Millimeter trennten Callisto noch von seinem süßen Blut. Sie hatte es getan, wieder zapfte sie seine Lebenssaft ab. Soviel das Jean das Bewusstsein verlor. Keine Veränderung an seinem Körper. Warum funktionierte es nicht? Nur ungern zog sie den Rat ihres Vaters mit ein. Dieses Problem war schnell gelöst. Zwar war sie seine Tochter, aber Sabin hatte sie noch nicht frei gegeben.

„Was heißt das Papa? Du hast mich noch nicht frei gegeben?“ „Nehmen wir ein Beispiel. Wila und Marishka. Während Marishka gehorchen muss und sich nicht wiedersetzen oder abwenden darf, steht es Wila frei zu tun und zu lassen was ihr gefällt. Sie bleibt aus freien Stücken hier. Marishka weil sie keine andere Wahl hat.“

„Dann gib mich frei. Ich liebe Jean und er wird sterben wenn ich nicht bald etwas unternehme.“, flehte ihn Callisto an. Nur ungerne gab er seiner Tochter ihre Freiheit. Danach war sie auf sich selbst gestellt. Sabin konnte dann keine Einfluss mehr auf sie ausüben. Sein Blick war auf den Kelch gerichtet in den er sein Blut fließen ließ. „Wenn du es wirklich tust, gibt es kein Zurück mehr. Noch stehst du unter unserem Schutz, das wird sich auch danach nicht ändern. Aber du musst dann für dich selbst sorgen.“, hielt er ihr vor Augen. Ihre Entscheidung stand fest. Was nutzte ewige Jugend und Schönheit, wenn sie Jean verlor? „Trink es und du bist frei.“, erklärte er und reichte seiner Tochter den Kelch.

Ihre Finger hielten ihn verkrampft. Sie musste es tun, für Jean. Zitternd bewegten sich ihre Lippen näher an den Rand des Gefässes heran. Ein gewaltiger Impuls entfachte. Ihr Herz schlug so laut das es in den Ohren weh tat. Der letzte Tropfen floß ihre Kehle hinab und raubte ihr die Sinne. Sabin fing ihren fallenden Körper. Starre Augen in die er sehen musste. Auf seinen Händen trug er sie in ihr Zimmer wo sich auch Jean befand. Lukas kam ihnen auf dem Weg dahin entgegen. „Was ist mit ihr?“ „Nichts, sie hat sich nur zu sehr angestrengt.“ Er kam mit und hielt die kalte Hand seiner Schwester. Sabin sah inzwischen nach dem schweiß gebadeten Mann der auf der roten Couch lag. Er rang mit dem Tod und Callisto war noch nicht in der Lage ihm zu helfen. Wohl oder Übel musste er sich um den ungebetenen Gast kümmern. Jean's Leben schwebte nicht mehr in Gefahr. Dank Sabin's Biss setzte die Verwandlung ein. Die Wunden verheilten und sein ganzer Körper erstrahlte in neuem Glanz. Was machte man nicht alles für seine Sprösslinge? Langsam aber doch kam Callisto wieder zu sich. Das erste was sie erblickte waren die Gesichter ihrer Brüder. „Ich möchte nicht einmal wissen was in deiner hohlen Birne vor geht.“, lästerte David und gab ihr als Denkanstoß einen Stoß gegen die Stirn. „Halt den Mund. Mein Kopf tut höllisch weh.“, beschwerte sie sich und drehte sich auf die Seite. Ihre Augen blieben nicht lange geschlossen. Plötzlich riss sie sie auf und fuhr hoch. „Jean!“ Lukas umfasste ihre Schultern und drückte sie wieder zurück. „Papa hat sich um ihn gekümmert, nach dem du es versaut hast.“, stachelte David weiter. „David, sei still!“, wies ihn Lukas in seine Schranken. „Ist doch wahr!“, wiedersprach sein kleiner Bruder.

Wie friedlich Jean doch schlief. „Lukas, bleibst du bei ihm? Ich will nach Mama sehen.“ Verständnisvoll nickte er. David knurrte als er seine Schwester zur Tür wanken sah. „Warte. Du kannst doch nicht einmal Laufen. Womit habe ich so eine Schwester verdient?“ Mit seinen Worten versuchte er von seiner Sorge um sie ab zu lenken. Jede Stichelei sollte von seinen Gefühlen ablenken. Tief in seinem Inneren liebte David seine Schwester. „Danke David. Ich schaffe es schon allein.“, meinte sie als sie vor der Tür ihrer Mutter standen. Er wandte sich gerade ab und wollte gehe. „David da wäre noch etwas.“ Kaum hatte er sich umgedreht, blieb ihm eine Kopfnuss nicht erspart. „Das war für deinen freundlichen Empfang vorhin!“ „Ich hab dich nicht so fest geschlagen!“, protestierte er. „Ich hab dich lieb.“ David wollte es auch sagen, doch es ging nicht. Die Worte steckten in seinem Hals fest. Als würde er gleich platzen, ballte er seine Hände zu Fäusten und verschwand. Callisto sah ihm noch lächelnd nach bevor sie das Zimmer betrat. „Hallo Mama. Stör ich dich?“ „Nein, ganz im Gegenteil. Ich freue mich über deine Gesellschaft.“, antwortete Wila und legte ihren Sohn in die Wiege zurück. Callisto trat näher heran und betrachtete ihr kleines Brüderchen. Wie süß er doch war. Die kleinen Äuglein geschlossen und sanft atmend. „Habt ihr schon einen Namen für ihn?“, wollte Callisto verträumt wissen. „Dein Varer meinte Lionelle ...“ „Aber? Lion de la San klingt doch gut.“

Wila überlegte und schien sich das erste Mal über die Bedeutung dieses Namens im Klaren zu sein. „De la San. Ein ungewöhnlich Name für jemanden der Verdammt ist.“ Callisto sah sie verwirrt an. „Warum verdammt? Weil wir uns in der Nacht bewegen und Blut brauchen um zu überleben?“ „Ja, wir werden nie die Sonne sehen oder die Blumen die sich ihren Strahlen entgegn heben.“ Trauer über das Schicksal ihrer Kinder beschwerte ihr Herz. „Wein doch nicht Mama. Uns geht es doch gut. Wer braucht die Sonne schon wenn er dafür Dinge tun kann von denen die Menschen nicht einmal wagen zu träumen?“ Führsorglich drückte Callisto ihre Mutter an sich und versuchte ihr den Schmerz und die Trauer zu nehmen. „Keiner von uns kennt die Sonne. Außer du und Papa. Warum sollten wir etwas vermissen was wir nie genießen konnten?“ Callisto hatte Recht, was vermissen was man nicht kannte? Wila trocknete ihre Tränen und schon klopfte es an der Tür. David trat ein. „Verzeiht wenn ich störe, aber Callisto in der Empfangshalle ist jemand der dich sehen will.“ In der Empfangshalle? Wer konnte das sein? Geschockt stotterte sie seinen Namen: „Nero, wa .. was machst du hier?“ Er war kein Unbekannter. Als sie noch sehr jung waren, spielten sie oft miteinander. Sein spanische Akzent war deutlich zu hören. Blondes Haar war zu einem Schwanz zusammengefasst worden. Seine Augen jagten ihr einen Schauer über den Rücken, hellblau und eiskalt. „Callisto, Ihr seit so schön wie eh und je.“, preißte er ihre Schönheit hoch in den Himmel. Sabin saß teilnahmslos in einem Stuhl und überkreuzte die Beine. Nero nahm ihre Händ und sah ihr in die Augen.

Seine Haut war so blaß das man die blauen Adern sah. „Ich bin hier um Eure Hand an zu halten.“, verkündete er. Ihr Vater der gerade eine Schluck aus einem Gefäß nahm, verschluckte sich daran. Das durfte doch nicht wahr sein! Sie hatte sich schon einen Gefährten gesucht, der schlafend in ihrem Zimmer lag. „Nero, was redest du denn da? Du hast doch schon eine Gefährtin.“, versuchte sie ihm verzweifelt ins Gedächtnis zu rufen. Nero wand sich ab und fragte ihren Vater nach dessen Meinung: „Unsere Familien hatten in den vergangenen Jahren ihre Streitigkeiten, doch durch diese Verbindung würden sich die Beziehungen verbessren und Eure Gebiete würden sich noch Meilen weit erstrecken.“ Sabin verhöhnte diesen Unsterblichen. „Was geht mich das an was Callisto will? Bitte, versuch dein Glück, ich halte mich da raus.“ Die beiden wurden allein gelassen. „Nein! Ich will nicht deine Gefährtin werden!“, protestierte Callisto lautstark. „Überschlaft meinen Antrag noch einmal meine teure.“, schlug er vor und zwang ihr einen Kuss auf. Ihre Hand prallte hart auf seine Wange auf. „Verschwinde Nero. Ich sagte Nein und daran wird sich auch nichts ändern!“, zischte sie bitter. Doch Nero verschwand und überließ Callisto sich selbst. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und verzog sich in ihr Zimmer.

Lautlos betrat sie den Raum und sah Jaen zu der sich gerade in einem Spiegel betrachtete. Lukas hatte ihm neue Kleidung besorgt. Er bemerkte auch das seine Schwester anwesend war und verschwand zuvorkommend. Wie schön doch der Klang seiner Stimme war. „So fühlt es sich also an wenn man gestorben ist.“ Warum schoß ihr jetzt die Ereignisse der vergangene Nacht wieder durch den Kopf? Sie wollte es wiederhohlen. Die Strahlen der aufgehenden Sonne wurden von den schweren blauen Vorhängen blockiert. Callisto breitete sich auf ihrem Bett aus und forderte Jean auf: „Leg dich zu mir.“ Lächelnd drehte er den Kopf und schritt langsam zu ihr. Es war noch immer Jean mit dem sie das Bett teilte, doch es war auch ganz anders. Ihre Art wusste es den Akt hinaus zu zögern und jede Sekunde in höchster Genugtuung zu genießen. Noch bevor die Sonne ihre tödlichen Strahlen ausbreitete, wusste Sabin sich anders die Zeit zu vertreiben. Marishka kam ihm gerade recht. „Du kommst mir wie gerufen!“, stöhnte er und drückte sie wie ein Spielzeug gegen die Wand. „Sabin, nein hör auf. Du hast doch eine Gemahlin ...“ Er unterbrach ihre Einsprüche: „Eine Gemahlin die sich nicht anfassen lässt. Du weist was mit dir geschieht wenn du dich sträubst.“ Sofort erlosch der Wiederstand. „Ich schreie auf das Wila mich hört!“, drohte Marishka. „Schrei so laut du willst. Du kennst diesen Ort. Glaubst du wirklich ich bin so dumm und riskiere das du mich in Verlegenheit bringst?“ Der Raum war noch immer der selbe, doch sie befand sich in seiner eigenen Welt. Niemand würde sie bemerken, auch nicht wenn er genau neben ihnen lag. Mit der aufgehenden Sonne kehrte Marishkas ursprüngliche Gestalt zurück.

Einen süßen, zitternd Engel ließ er auf dem Bett zurück. „Bitte Sabin, beantworte mir eine Frage. Warum habt ihr beide mich damals zu diesem Leben verdammt?“ Er zählte schon gar nicht mehr wie oft sie diese Frage schon gestellt hatte und keine Antwort bekommen hatte. Dieses Mal sollte es anders kommen. Er schloss seine Augen richtete seine Kleidung und began: „Wir waren jung, du warst schön und so etwas wie eine Grenze die es zu überschreiten galt.“ „Was meins du mit Grenze?“ „Es hätte für uns den Tod bedeutet uns mit dir ein zu lassen. Wir waren die einzigen die sich jemals mit jemanden wie dir eingelassen haben. Wenn ein Vampir Engelsblut trink und es überlebt, erhält er dadurch unwahrscheinliche Kraft.“ Noch nie zuvor hatte Sabin so offen mit ihr Gesprochen. Es lief darauf hinaus, dass Marishka ihn um einen Gefallen bat. „Wenn es um deine Freiheit geht, brauchst du gar nicht erst weiter zu reden.“ „Das meine ich nicht. Jedes Mal wenn ich Wila sehe, sehe ich wie glücklich sie mit dir ist. Du tust mir immer nur weh. Ich möchte das du mich nur einmal so nimmst wie sie.“ Seine ganze Aufmerksamkeit galt wieder Marishka. Er streckte seine Hand nach ihr aus. „Tu mir nicht weh.“, flehte sie und zuckte in Erwartung auf die Bestrafung zusammen. Nichts geschah. Sabin streichelte ihre Wange und wartete bis sie ihre Augen öffnete.

Sie sah dieses Funkeln in seinen Augen, jenes das er aufwies wenn er mit Wila zusammen war. „Nicht schreien kleines.“ Sanfte Küsse mit denen sie belohnt wurde.

„Entspann dich. Meine Beziehung mit Wila beruht auf Vertrauen. Ich werde dir nicht weh tun. Solange du mir keinen Grund lieferst.“ Beruht auf Vertrauen. Aber wie? Wie konnte man jemanden Vertauen der einen all die Jahre über immer nur benutzt hatte? Diese Zärtlichkeiten die er ihr zukommen ließ. Ganz anders als alle anderen Male wo sie zusammen das Bett geteilt hatten. Sollte man es liebevoll nennen wie Sabin sie behandelte? Er schickte sie nicht weg sondern blieb bei ihr und liebkoste sie. „Hattest du was du wolltest?“, wollte Sabin wissen und suchte ihre Lippen. Gerührt lag Marishka an seiner Seite und schlief zusammen mit ihm ein. Obwohl er sie geliebt hatte wie seine Gemahlin, war sie dennoch ein Spielzeug. Seine Entscheidung ihr diesen Wunsch zu erfüllen machte es ihr nur noch schwerer. Es hatte auch gute Zeiten gegeben. In denen Sirius, Marishka und Sabin zusammen waren und jeder sich einfach nur glücklich fühlte. Das alles war weg. Die Brüder hatten jeder seine Gefährtin und Marishka blieb übrig. Es war ihr nicht vergunt gewesen in dieser Zeit mit den beiden weiter zu leben.

In zwischen geriet in einem anderen Teil des Schlosses alles außer Kontrolle. Nero war fest der Meinung Callisto würde ihm gehören. Sein aufbrausendes Verhalten war demnach verständlich, als er sie mit einem anderen Mann im Bett erwischte. Schließlich war er zu ihr gekommen um ein zu fordern was vermeindlich ihm zustand. Jean schloss seine Hose und sprang aus dem Bett. „Dreckiger Bastart!“, fauchte Nero. Callisto wickelte sich eine Decke um den nackten Leib und sprang ebenfalls hoch. „Ich sagte doch das ich nichts von dir will!“, beharrte sie. Kaum hatte sie den Satz beendet, schon prallte Neros Hand auf ihrer blaßen Wange auf. „Halt den Mund du Hur...“ Jean ließ nicht zu das der Vampir so mit Callisto sprach. Mit festem Griff hielt er ihn an der Kehle hoch in die Luft. „Hüte deine Zunge. Sonst ...“

In dem Moment brach Nero ihm dem Arm. „Sonst was? Wie kann es ein Stückdreck nur wagen so mit mir zu reden? Wir werden das auf eine Art regeln wie es sich unter zivilisierten Leuten gehört. Der Sieger bleibt am Leben und bekommt Callisto.“

Ihr Stockte der Atem. Nero wollte sich mit Jean duellieren. Das konnte doch nicht gut gehen. Wenn er Jean's Arm jetzt schon so einfach brach, was würde dann bei dem Duell geschehen? „Macht was ihr wollt! Ab Morgen gehört Callisto sowieso mir.“


Mit Nero's Verschwinde kehrte wieder etwas Ruhe ein. Ihr Herz übertönte alles und ihr Gesicht war geprägt von der Angst. „Lass uns verschwinden Jean. Irrgendwo hin wo er uns nicht findet.“, beschwor sie seinen Verstand. Das Geräusch das seine Knochen verursachten wärend sie sich wieder richteten und in die richtige Position brachten war unerträglich. „Nein. Ich werde es ihm schon lehren was es bedeutet so mit dir zu sprechen.“ Noch eine Macke ihrer Rasse. Sie kannten keine Furcht wenn sie herausgefordert wurden. „Jean, du hast nicht den Hauch einer Chance gegen Nero. Im Gegensatz du dir ist er schon sein Leben lang ein Vampir.“ Es hatte keinen Sinn ihn umstimmen zu wollen. „Tu mir bitte einen letzten Gefallen. Ich will dich frei geben. Deine Chancen zu siegen steigern sich wenn du mein Blut empfängst.“

Er hatte sich geschworen ihr niemals weh zu tun. Doch mit diesem Angebot verschwand dieser Vorsatz. Jean gelang es Callisto einiger Maßen davon ab zu lenken was er gerade tat. „Du weist wie du trinken musst um möglichst viel auf einmal zu bekommen.“, gab sie von sich als sie erschlafft in seinen Armen lag. Er drückt Callisto ganz fest an sich und flüsterte ihr sacht ins Ohr: „Du hast es mich in jener Nacht gelehrt.“ Sein Duft und die Wärme die er ausstrahlte, lenkten ihre Gedanken davon ab das es bald einen anderen Mann in ihrem Bett geben würde. Ruhig schlief Jean neben ihr. Callisto hingegen konnte nicht schlafen. Zu groß war der Kummer um diesen Mann. Schwindelig wankte sie durch die dunklen Gänge. Marishka und ihr Vater kamen ihr entgegen. „Oh mein Gott. Callisto was ist mit dir?“, rief Marishka besorgt und stürmte zu ihr. Sabin erkannte sofort was mit seiner Tochter los war. „Marishka, lauf in die Küche und hol mir einen Beutel aus der Speisekammer. Sofort!“, rief er sie auf sich zu beeilen. Gehorsam befolgte sie seinen Befehl. Es musste schnell gehen. Callisto war schon zu schwach um noch selbst laufen zu können. Schleunigst nahm er sie auf seine Arme und vergeudete keine Zeit mehr. In der Küche angelangt, flogen die Sachen die auf dem Tisch standen zu Boden um Platz für seine Tochter zu schaffen. Regungslos lag sie auf der Tischblatte. „Komm schon mein Mädchen. Trink endlich.“ Es war zwecklos. Vorsichtig nahm er ihren Kopf und flösste ihr das so dringend benötigte Blut ein. Seine Finger animierten ihre Kehle von selbst zu schlucken. „Braves Kind. Alles austrinken. Marishka, hol noch etwas.“ Schon war ein zweiter Beutel mit Blut da. Als Callisto schon wieder einiger maßen bei Kräften war, stellte ihr Vater die unangenehme Frage: „Was hast du dir dabei gedacht? Du wärest in deinem eigenen Zuhause gestorben und ich hätte es nicht einmal gemerkt.“

Wie konnte sie es ihm verübeln böse auf sie zu sein? „Was hat das ewige Leben für einen Sinn wenn niemand bei dir ist der es mit dir teilt?“ Sein Blick haftete mitleidig und erstaunt an ihr.

„Du meinst Jean.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. „Was ist mit ihm? Ich spüre seine Schwingungen nicht mehr. Ist er etwa ...“ Sabin wagte es nicht den Satz zu beenden. „Nein Papa. Aber bald. Nero hat ihn herausgefordert.“, berichtete sie mit belegter Stimme. Er wusste was dass bedeutete. Obwohl seine Meinung über diesen Nero nicht besonders groß war, bedeutete er für einen neuen eine gwaltige Bedrohung. Und Callisto war so dumm und gab ihn frei. Hätte sie es nicht getan, hätte Sabin als sein Master einschreiten können und diese Tragödie verhindern können. Doch Jean war nun sein eigener Herr und Meister. Niemand konnte ihm mehr verbieten ein Duell zu bestreiten. Er lächelte. „Ich vergesse immer wieder das du deinen eigene Kopf egal wie immer durchsetzt.“ „Papa bitte hielf mir.“, flehte sie ihren Vater an. „Marishka bleibt bei dir. Aber komm ja nicht auf den Gedanken ihr auch die Freiheit zu schenken.“, waren seinen mahnende Worte bevor er verschwand. Marishka sah plötzlich einen Weg um sich aus dem Würgegriff zu befreien. Sie nahm die Hand des kleinen Vampirs und sah sie verstäntnisvoll an. „Callisto, ich wünschte ich könnte dir helfen. Wäre ich doch nicht nur eine Untergebene deines Vaters, könnte ich etwas mehr für dich tun.“ Ihr Plan schien auf zu gehen. Nachdenklich sah Callisto ins Leere. Sie kam zu dem Entschluss, wenn ihr Vater nichts unternehmen würde, müsste sie Marishka wohl die Freiheit schenken um ihren geliebten Jean zu retten. Sabin hatte sich zu Wila und seinen Sohn zurück gezogen. Wie friedlich er doch in seiner Wiege schlief. Wila schlief neben der Wiege auf einen Stuhl. Vorsichtig hob er sie hoch und trug sie in das Bett das in dem Zimmer stand. Wie gerne würde er sie in ihrem Gemeinsamen Bett vorfinden. Langsam öffnete sie ihre Augen als sie auf dem Bett lag. Noch immer mit größter Vorsicht begann er ihre Lippen zu suchen. Wie weich und zart diese doch waren.

Deutlich erwiederte Wila seinen Kuss. „Momente wie diese habe ich vermisst. Unsere gemeinsamen Nächte.“, gab Wila zu. „Dann lass uns alles nachholen was wir versäumt haben.“ Wila wehrte sich noch. „Nein, ich kann nicht. Nicht hier und jetzt.“

Ein erstauntes Gesicht in das sie blickte. „Warum nicht? Du hattest genug Zeit um dich zu erhohlen und Lion schläft tief und fest.“ Tief sog sie den Duft ein der von Sabin ausging. „Marishka. Ich weis sie ist nur ein Spielzeug von deinem Bruder und dir. Meine Liebe zu dir ist zu groß als dass das Verhältniss zwischen euch irgendetwas ändern könnte. Trotzdem möchte ich nicht mit dir schlafen wenn du dich vorher in ihrem Schoß vergnügt hast.“ „Wila, ich wollte dir nicht weh tun. Aber hätte ich dich zwingen solln? Mein Schwur gillt immer noch. Ich beschütze dich vor allem was dir schaden könnte. Selbst wenn ich das wäre.“ In ihrem alten Leben ist sie schon zu oft gezwungen worden etwas gegen ihren Willen zu tun. Sie wäre gestorben, hätte Sabin sie gegen ihren Willen genommen. Der Tag war noch jung. Noch genug Zeit um sich an das Wesen zu kuscheln das man liebte. Einfach nur nebeneinander liegen und die Nähe des anderen genießen. Marishka hatte inzwischen ihre eigenen Probleme. Die Nacht in der sie zu dem wurde was sie war näherte sich. Die Narbe an ihrem Bauch began wieder zu schmerzen. Diese hatte sie Sabin zu verdanken als sie sich geweigert hatte. Wieder fühlte sie die Klinge, wie Sabin ihr das Schwert hinein jagte. Dies war die schmerzliche Erinnerung was mit ihr geschieht wenn sie nicht gehorchte. Wie ein Film spielte sich jene Nacht vor ihrem Geistigen Auge ab.

Sirius und sein Bruder hatten sie in die Enge getrieben. Sabin's weißes Haar schimmerte silber im Licht des Vollmondes. Sie wollten ihr nur Angst machen, ließen sie aber vorerst noch laufen. Marishka hatte den Auftrag einen ihre Schützlingen in den Tod zu begleiten. Ihm die Schmerzen zu nehmen. Der schwarze Tod verschonte niemanden. Kinder wie Erwachsene, Mörder wie gesetzes treue Bürger wurden von ihm dahin gerafft. Ihre Gebete wurden nicht erhört. Ein kleiner unschuldiger Junge von acht Jahren sollte heute Nacht sterben. Marishka hatte getan was sie konnte. Sie wandte sich ab und sah gedankenversunken gegen die Wand. „Es ist schlimm für euch wenn eure Schützlinge frühzeitig sterben müssen.“ Sabin's Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Er saß neben dem Jungen und streichelte seine schweißige Stirn. Im selben Moment hielt Sirius sie mit einem groben Griff gefangen. „Lass ihn! Er hat dir doch gar nichts getan.“ Ihre Stimme wurde mit jeder Silbe leiser. Sirius zwang sie mit an zu sehen wie sein Bruder den Jungen auf seinen Schoß zog. Unerwartet erwachte er. „Wer bist du?“, fragte eine kleine blasse Stimme. Sabin lächelte und schnürte den Kragen des Nachthemdes auf. „Hab keine Angst kleiner. Du bist schwer krank.“ Seine Pranke legte sich auf das Brustbein des Kindes. „Wenn du Morgen aufwachst, war alles nur ein böser Traum.“ Marishka hielt es kaum noch aus. Wann würde Sabin diesem grausamen Spiel endlich ein Ende setzen? Der Junge schloss die Augen und legte seine kleinen Händchen auf Sabin's Pranke. Mit der anderen Hand streichelte der Vampir ihm über das feuchte Haar. Was bezweckte er damit? Er nahm die Krankheit in sich auf und verschonte den Jungen. Sie hatte sich zufrüh gefreut. Seine Blicke wanderten zu dem fünfzehn jährigen Mädchen.

„Wie schön unter all den Huren mal wieder ein jungfräuliches Wesen zu sehen.“ Er nahm ihr Kinn und strich mit dem Daumen über ihre Lippen. „Tu es bitte nicht. Sie ist doch noch so jung.“, flehte Marishka ihn an. Wie einen Traum erlebte das Mädchen ihren ersten Kuss. „Sag mir einen Grung warum nicht.“, verlangte der Vampir. „Sie ist alt genug und wird ihren Spaß daran haben.“ Sirius mischte sich ein. „Aber wenn wir bekommen was wir wollen, verschont er sie.“

Marishka bereute es bis heute nicht das sie sich damals für diese Kinder geopfert hatte. Schließlich würde sie bald frei sein. Callisto war inzwischen schon wieder bei Jean und wartete sehnsüchtigst das er erwachte. Knapp eine Stunde hatten sie noch Zeit. Jede Sekunde davon wollte sie mit ihm verbringen. Wieder gab sie ihm von sich zu trinken. Es war so weit. Die Zeit verging viel zu schnell. Da fiel ihr noch ein das Nero Gedanken lesen konnte. Nur schwer gelang es ihr ihre Freunde zu rufen. David, Lukas, Wila, Sabin, Marishka. Alle waren gekommen um mit an zu sehen wie der Kampf ausginge. Niemand durfte eingreiffen. Endlich, Pruson kam und brachte die geforderte Unterstützung mit. Die Gedanken der Wölfe und der anderen Tiere brachten Nero von Jean's Gedanken ab. Trotzdem war er Nero haushoch unterlegen. Callisto konnte nicht mehr. Marishka hatte doch gesagt sie würde ihr im Tausch gegen ihre Freiheit helfen. Sie riss sich das Handgelenk auf und ließ Marishka davon trinken. Sofort war Sabin da. „Was habe ich dir gesagt?“, fuhr Sabin seine Tochter erzürnt an. „Wenn du schon nichts unternimmst muss ich eben was machen!“ „Soetwas dummes hast du bis jetzt noch nie vollbracht!“ Verdammt. Es war nicht mehr so wichtig was mit Marishka geschah. Er würde sich später um sie kümmern. Der Kampf verlief einseitig. Nero setzte ihm mit gewaltigen Hieben heftig zu. Doch Jean war entschlossen für Callisto zu siegen. Nichts konnte ihn davon abbringen. Blutend lag ihr geliebter Jean am Boden. Keuchend versuchte er sich wieder auf zu richten.


„Sieh ihn dir an Callisto! Das soll der Mann sein den du liebst? Bis jetzt habe ich meine Kraft im Zaum gehalten, und schau! Jetzt schon kriecht er am Boden wie eine Marde.“ Zu sehr war Nero damit beschäftigt ihn zu verhöhnen und achtete nicht auf Jean. Dieser nutzte die Gelegenheit und zerfetzte seinem Rivalen den Rücken. Sein Gewand hing in Fetzen und die Furchen in seinem Fleisch kamen zum Vorschein. „Diese Marde hat noch einiges zu bieten.“, keuchte Jean und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Wieder hatte er seine Aufmerksamkeit und musste den Hieben ausweichen. Es sah zwar nicht so aus, aber Sabin half Jean. Neros Bewegungen wurden langsamer. Zwar durfte sich niemand einmischen, doch hin und wieder brach Sabin einige Regeln. Nicht etwar in seinem eigenen Interesse, sondern für seine Tochter. Vielleicht auch zu seinem eigenen Zweck. Dieser Nero war der Sohn seines Erzrevalen. Niemals hätte er zugelassen das seine geliebte Callisto in die Fänge seines Konkurenten fiel. Trotzdem war Nero noch zu stark. Total erschöpft kroch Jean zu seinen Füßen. Ein wahrer Hochgenus für den Vampir Jean am Boden liegnd zu sehen. „Das ist dein Ende du elender Bastadt!“, rief Nero voll im Rausche des Kampfes. Er zückte sein Schwert und schwang es über seinem Kopf. Beide Hände umfassten den Griff. „Wir sehen uns in der Hölle.“, stieß er aus, bevor er zum letzten Streich ausholte. Callisto riss sich aus den Armen ihres Vaters. Nero so siegessicher wie noch nie, achtete nur noch auf den Wiederstand den die Klinge durchbrach. Ihre Familie konnte nicht glauben was sie da gerade getan hatte. Zitternd ging Callisto zu Boden. Das Schwert steckte in ihrer rechten Schulter.

Blut besudelte ihr Gewand und floss an dem schwarzen Leder entlang. Fassungslos starrte Jean die Spitze der Klinge an die für ihn bestimmt war. Warum hatte sie das getan? „Man tut alles für seeine Liebe. Davon verstehst du nichts weil du noch nie richtig geliebt hast Nero.“ Es kostete ihn nur ein schwaches lächeln. „Wie jämmerlich. Eine Frau in einen Kampf zu schicken der schon längst verloren ist.“ Callisto zog das Schwert aus ihrer Schulter und richtete es auf diesen Hund der es gewagt hatte sich mit Jean an zu legen. „Verschwinde oder du lernst mich kennen.“, drohte sie. „Ich werde dich noch kennen lernen. Aber zuerst muss ich dieses Stückdreck aus dem Weg räumen.“ Nero erhob sich hoch in die Lüfte und wollte Jean von Oben vernichtend schlagen. Ohne zu zögern folgte ihm Callisto und stieß ihn wieder auf den Boden zurück. „Lass den Blödsinn! Dir muss ich als erstes mal beibringen wie du dich benehmen musst.“ Sie hatte nicht vor auf zu hören. Einen Blick über die Schulter reichte um zu sehen, dass ihre Brüder Jean's geschungen Körper in Sicherheit brachten. „Es ist jetzt nur noch eine Sache zwischen dir und mir. Zeig mir was du kannst oder stirb!“, rief Callisto laut aus und griff ihn sofort an. Nichts konnte sie noch stoppen. Der erste Fehler war das er sich mit ihr eingelassen hatte. Der zweite tötlich Fehler den Nero began war, dass er seine zukünftige Frau unterschätzte. Auch wenn sie ihm den Rücken zu drehte, das Schwert befand sich noch immer in ihrem Besitz.

Ohne es richtig bemerkt zu haben, lief er ihr genau in die Falle. Sein Herz war ihr Ziel das sie durchbohrte. „Fahr zur Hölle.“, keuchte sie und drehte am Griff. Bezwungen von einer schwachen Frau. Welch ein Ende wäre wohl geeigneter gewesen? Erschöpft brach Callisto zusammen. Es war zuende. Endlich stand ihrer Liebe nichts mehr im Weg. Jean stützte sich auf Wila die ihn sofort auf Callistos Zimmer brachte. Lukas folgte ihnen mit Marishka auf seinen Armen. Sabin sah nach seiner Tochter und war noch nie zuvor so Stolz auf seine kleine Tochter. Auch er nahm sie auf seine Arme. „Ich habe es geschfft Papa.“, flüsterte sie mit einem Lächeln auf ihren Lippen. Ein neuer Tag brach an. Endlich konnte sie friedlich neben Jean schlafen. Ihr Vater kümmerte sich um die Wunden die beide davon getragen hatten und ließ sie dann alleine. Mit den Worten „Ich liebe dich.“ schlief Callisto friedlich an seiner Seite ein. Eine neue Nacht würde kommen und ihren schützenden Schleier über die Familie de la San legen.