Das Opfer

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Er saß bewegungslos und wartete. Es würde kommen, dessen war er sich sicher. Er war entspannt und beobachtete. Er hörte die Schritte bevor er sein Opfer sah. Er erinnerte sich an den Satz seines Vaters: Warte, bis du das Weiße in ihren Augen sehen kannst.
Er sah das Weiße sofort, als es um die Ecke bog, denn er sah anders. Besser. Vor allem in einer Dunkelheit so wie jetzt.
Sein Opfer ging schnellen Schrittes über den Bürgersteig. Er nahm jede Bewegung in sich auf als wäre sie ein eigenständiges Bild. Er schlich lautlos bis an den Rand als sich sein Opfer wartend genau unter ihn gestellt hatte, wohl um nach dem Bus Ausschau zu halten. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Er spannte sich ein kleines bisschen an, doch er hatte sich perfekt unter Kontrolle. Er kannte seine Kraft und wusste, was er damit erreichen konnte. Nach außen hin wirkte er gelassen, aber innerlich wühlte er langsam auf. Er wusste, was er zu tun hatte und er wusste, dass er keinen Fehler machen durfte.
Dieses Wissen machte ihn nervös, doch er riss sich zusammen. Dann spreitzte er die Arme, so dass sich der lange, schwarze Unhang wie von Geisterhand weitete. Er trat einen Schritt vor und schwebte geräuschlos auf sein Opfer nieder.
Als er es in seinen Umhang einhüllte und die Halsschlagader pulsieren sah, war seine Ruhe schlagartig vorbei. Wie ein wildes Tier riss er den Mund auf und schlug seine Zähne in dessen Hals.
Ein wohliges Gefühl durchströmte ihn. Das leise wimmern seines Opfers machte ihn nahezu rasend auf mehr. Gierig saugte er es bis auf den letzten Tropfen aus. Enspannt ließ er von ihm ab und begann es näher zu betrachten.
Schön sah sie aus. Die langen blonden Haare und das junge weiße, fast kindliche Gesicht gefielen ihm. Abermals begann er zu lächeln. Er wirkte fast vertäumt.
Vorsichtig legte er ihren leblosen Körper auf die verlasse Straße. Dann nahm er ihren Kopf in seine kräftigen Hände und gab ihr einen verführerischen Kuss. Sie erwiderte ihn nicht. Langsam ließ er ihren Kopf zurück auf der Boden sinken. Er richtete sich auf, drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit.