Mahnung

(Copyright by Ninui)

Es glaubte ihr keiner. Sie konnte schwören, beteuern und beweisen so viel sie wollte, niemand würde ihr je ein Wort glauben. Das Schlimmste war, dass sie es immer wieder versuchte, obwohl selbst sie es inzwischen besser wissen müsste.

Sie wollte den Menschen um sich herum zeigen, dass sie sich schützen sollten, vor Wesen wie sie es war. Aber sie nahmen sie nicht einmal wirklich war. Wahrscheinlich hielten sie sie für eine Flüchtige aus dem Irrenhaus, wenn sie wieder mal durch die Straßen geisterte, die Oberlippe weit zurückgezogen und rief: „Seht her!! Gott hat es nicht geschafft euch zu schützen vor Wesen wie ich es bin! Ihr selbst müsst handeln, ihr müsst uns vernichten, damit wieder Frieden auf der Erde eintreten kann!“

Sie gab tatsächlich den Vampiren die Schuld am Elend der Erde! Ihr Glaube an Gott war durch ihre „Umwandlung“ anscheinend so sehr erschüttert worden, dass sie sich nun selbst ihre eigene kleine Religion erschaffen musste, mit sich selbst in der Rolle des Teufels. Wahrscheinlich war sie schon als Mensch nicht richtig im Kopf gewesen, doch jetzt war es ja noch tausendmal schlimmer!!!

Die anderen Vampire sahen ihr Verhalten mit Argwohn, doch sie machten sich nicht wirklich Sorgen. Die Menschen glaubten ihr nicht, und würden es auch nie tun. Der Vampir der sie geschaffen hatte, würde bestraft werden. Er hätte erkennen müssen, dass sie verrückt war, dass sie nicht geeignet war, ein Kind der Dunkelheit zu werden. Doch sie würde auf ewig die Irre sein, die, die meinte, sich mit dem Teufel vergleichen zu können. Sie würde ein Mahnmal sein für jeden neu geschaffenen Vampir, sich seine Zöglinge sehr gut anzuschauen, bevor man sie mit der Gabe der Nacht segnete. 

Sie würde nicht sterben. Und das war die größte Strafe die sie erhalten konnte.