Wien im Sommer

(Copyright 2001 by JoE)

Wien ! Was für ein Zauber lag in diesem Wort. Die Häuser an denen ich vorbeiging atmeten die Geschichte von Jahrhunderten. Der erste Bezirk, geheimnisumwittert und voller Magie. Voller Leben und Vergnügungen.

Vor wenigen Tagen war ich in diese Stadt gereist, keine Zeit hatte ich für Vergnügungen. Dringende Geschäfte trieben mich, wie von Hunden gehetzt hastete ich von einer Besprechung zur nächsten. Hastige Mahlzeiten, die Stadt sah ich nur vom Taxi aus. Scheußlich, einfach scheußlich so ein Leben!

Aber heute Nacht, diese Nacht würde mir gehören, mir ganz allein.

Nun so ganz allein bleiben wollte ich nicht, die Clubs hatten es mir angetan.

Eventuell eine Bekanntschaft, jemand der diese wundervolle Vollmondnacht mit mir teilen wollte?

Die Donauinsel, hier wollte ich meinen nächtlichen Streifzug beginnen.

Pulsierendes Leben in den Bars und Diskotheken, in kleinen und größeren Gruppen streiften lachende Menschen durch die Insel. Vergnügungen überall, bunte Lichter, Musik und wieder Gelächter.

„So allein?“ Ich drehte mich um und mir blieb der Atem fast stehen. Wundervoll stand sie vor mir. Das Mondlicht schimmerte in ihren roten Haaren, die bunten Lichter glitzerten in ihren Augen. Ein Lächeln lag auf ihrem blutroten Mund. Ein enges, schwarzes Kleid schmiegte sich um ihren Körper.

Ich lächelte zurück : „Nun nicht mehr, möchtest Du etwas trinken?“ Das wundervolle Lächeln wurde tiefer, verführerisch! „Jetzt noch nicht, laß uns hier verschwinden, ich möchte mit Dir allein sein.“

Wir wandten uns ab und verließen die Insel Richtung Innenstadt. Wie selbstverständlich umschlang ich ihre Hüften und ihr Arm legte sich fest um mich. Ihre Haut war kalt aber seidenweich. „Komm, wir gehen zu mir!“ Ungläubig sah ich sie an. „Komm, mein Freund der Nacht“ Lockend, wie Silberglocken umschmeichelte mich ihre Stimme. Ich konnte nicht anders, ich mußte ihr folgen.

Kerzen, Musik, ein Stadtpalais im Herzen des ersten Bezirk. Ein Zimmer unter der Erde, drei Stockwerke tief in den ehemaligen Katakomben der Stadt. Sie sah mich an, legte ihre Arme auf meine Schultern. „Willst Du mir gehören, ganz und so werden wie ich? “ Ich schaute sie an, ohne Verständnis. Sie lächelte, voller Unglauben sah ich auf ihren Mund, langsam schoben sich Ihre Reißzähne aus dem Kiefer. Ihr Lächeln wurde diabolisch aber auch anziehend und faszinierend. Unsere Lippen vereinigten sich zu einem langen Kuß, meine Zunge spielte mit Ihren Fängen. Was geschah hier mit mir?

„Komm, ich will Dich, Dein Blut“ Ihr heißer Atem auf der Haut an meinem Hals.

Ich wollte zurückweichen, aber zu groß war meine Faszination, meine Neugier auf das was nun folgen würde.

Ihre Zähne berührten meine Haut, ein sanftes kitzeln der Spitzen ließ Wellen von Gefühlen durch meinen Körper jagen. Ein kurzer, heftiger Schmerz als ihre Zähne durch meine Haut drangen. Blut sickerte aus den Wunden, ein saugendes Gefühl, erst zaghaft und dann immer stärker. Kein Schmerz, sondern Lust, pure Lust und Ekstase raste durch meine Körper, intensiver als ich es je empfunden hatte. Ich hielt sie fest und auch sie umklammerte mich mit aller Kraft. Ich spürte wie ich langsam schwächer wurde, Feuerräder tanzten vor meinen Augen, langsam wurde es dunkel um mich. Eine große Ruhe kam über mich, ich starb!

Langsam glitt ich hinüber in eine sanfte, Dunkelheit.

„Komm zurück mein Freund!“ Ihre Stimme aus weiter Ferne, sanft, betörend.

Tropfen von Ihren Lippen! Ein erneuter Kuß, Blut strömte in meinen Mund, ich schluckte, trank mehr von ihr. Das Blut explodierte in mir, Feuer durchtobte meine Adern, voller Pein schrie ich auf. Der Schrei brachte mich von der Schwelle des Todes zurück. Farbe und Gerüche von nie gekannter Intensität überfluteten mich, nie gedachte Gedanken durchtobten mein Gehirn.

Was war ich geworden, wer war ich geworden? Sanft strichen ihre Hände über meinen Körper unsere Lippen vereinigten sich zum einem erneuten Kuß, lange und intensiv.

„Komm mein Gefährte der Dunkelheit, mein Freund der Nacht. Jetzt bist Du wie ich, von meiner Art. Komm wir wollen hinaus in die Nacht, Du mußt durstig sein......“

© JoE August 2001