Die Geburt als Vampir

Ich sah ihn vor mir liegen, seine Arme schützend vor das Gesicht gelegt, um den Anblick des Kreuzes zu vermeiden, welches sein Gegenüber in der Hand hielt. Ihm dieser Kreatur der Finsternis der einen solch schönen Anblick in sich barg, wollte ich helfen. Ihm, der von mir jede Nacht trinkt. Dem Vampir. Ich war noch eine Sterbliche, deshalb schlug ich diesem Vampirjäger das Kreuz aus der Hand und schleuderte ihn zu Boden. Ich war überrascht, welche Kräfte ich durch den Vampir bekommen habe. ,,Trinkt, Geliebter." Er zögerte, und ging auf allen Vieren auf ihn zu. Ein lauter Schrei, hallte über den Friedhof. Dann verstummte der Feind und wurde selbst zum Opfer. Das kurze Zucken seines Körpers, verriet mir den Tod des Mannes. Der Vampir lies die Leiche zu Boden fallen, und begab sich auf den Weg zu mir. ,,Bitte erlöst mich von meinem Leid." klagte ich. ,,Lange genug irrte ich als Halbsterbliche herum, auf der Suche nach dem, der mir Nacht für Nacht ein Teil meines Lebens nimmt, um selbst zu leben. Jetzt habe ich euch gefunden." Ich streichelte ihm über seine von Blut gerötete Wangen. ,,Könnt ihr euch vorstellen", keuchte er, ,,was es bedeutet, für immer und ewig zu einem Wesen der Nacht verdammt zu sein, verurteilt die Seelen anderer zu nehmen, um sich selber am Leben zu erhalten?" ,,Geliebter, für euch würde ich in die Hölle gehen. Nehmt mich in eure Arme, ich will auf ewig euer sein, macht mich zu dem was ihr seid."
Ein kurzer Blick in seine blutunterlaufene Augen, genoss zum letzten Mal die sanfte Liebkosung des Unsterblichen und dann war es um mich geschehen. Ich schloss die Augen, und überlies mich ganz ihm.

Ich erwachte in seinen Armen, und mit einem Durst wie ich ihn noch nie vorher hatte. Die Gier nach dem roten Lebenssaft, stieg in mir hoch, und ich schrie. ,,Psst, beruhigt euch liebste", - ,,Ich will.. ich will Blut!" ,,Gewiß wollt ihr dies, doch zuvor müsst ihr euch schlafen legen, der Morgen graut schon, und ich will doch nicht, das euer wahrscheinlich unendliches Leben hier schon endet." Ich lies mich von ihm ab, und folgte ihm zu seinem Grabe, in dem ich müde mein durstendes Haupt schlafen legte.

Ich denke gerne an den Beginn dessen Leben, welches ich nun zu führen hatte, zurück, wenn ich wie in jeder Nacht mit ihm zusammen auf Jagd gehe.


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