Süsser Necktar Lunas

(Copyright 2001 by Puck)

Um wen trauerst du, meine Freundin? Wer ist es, der dein Herz gefangen hält? Wer erträgt es, dich leiden zu wissen, einsam und verloren, wie vergessen, einzig geborgen unter den barmherzigen Augen Lunas?

Öffne deine Lider und sieh in mein Gesicht. Ich bin ihr Bote, gekommen, deine Tränen zu bedecken und dich fortzuführen in ihr Reich der Nacht. Hab keine Angst vor meinem Antlitz, laß dich nicht erschrecken von dem offensichtlich Grausamen. Die Nacht braucht keine Masken. Verderben lauert dort, wo die falsche Schönheit dich umwirbt mit ihrem künstlich buntem Glanz.

Nimm meine Hände und spüre die bebende Kühle unter der Haut. Begleite mich ein Stück, und laß mich dir zeigen, wofür ich kam. Unter die alte Kastanie will ich dich bringen und mein Herz vor deine Füße legen. Fühle dein eigenes Blut rasen durch die engen Schächte deiner Adern. Fühle den Schweiß deiner Haut, der sich sammelt unter der Berührung meiner Finger. Fühle die Luft des Sommers, die sich fängt in deinem Haar und begleite mich zum silbernen Tor.

Hier sind wir zusammen verlassen, und dennoch nicht allein. Die Wesen der Nacht umgeben uns in jedem Atemzug, legen ihre Hände um die unseren, die sich tastend und suchend umfassen.

Ich rieche deinen Körper, atme den einzigartigen Geruch deiner Poren und sauge ihn auf wie köstlichsten Nektar verbotener Blumen. Oh, laß mich deine Lippen schmecken und versinken in dem sanften Grün der Meere in deinen Augen. Laß sie mich spüren, deine Küsse, die zu verleugnen doch der Verleugnung der Liebe selbst gleichstünde, die uns die Göttin der Nacht als zärtlichstes Geschenk überließ. Laß deinen Atem in den meinen fließen, so wie die Quelle ihr reinstes Wasser dem Verdurstenden schenkt. Wie verdurs-tend knie ich vor dir und bitte dich um Trank.

Oh ja, du weißt, wohin ich dich nun führe, selbst wenn dein Herz sich ein Leben lang verschloß vor diesem Ort. Und dennoch folgst du mir aus freien Stücken, dein fester Griff zeugt von Furcht in meiner Hand. Und dennoch folgst du mir. Ich bin dein Verderben und dein Glück. Ich trage dich hinüber auf die andere Seite der Spiegel, wo die Angst nur mehr Erinnerung ist und Schein.

Du bist nicht allein, du warst es nie. Sie, die die Göttin ist derer, denen die Nacht gehört, ließ ihre Augen niemals ab von dir. Und so schickt sie mich in dieser Nacht zu dir. Lege deinen Kopf noch einmal zurück und betrachte die Lichter der Sterne. Zwischen den Bären zieht der Drache meine Spur. Sein Feuer brennt in meinen Venen, und bald schon wird es auch die deinen füllen. Schließe deine Augen und laß mich dich mitnehmen durch das blutige, silberne Tor.