(OHNE TITEL)

(Copyright 2000 by Jadwica der VampirElfe)


Lautes Geschrei ertönte, als ich meinen Durst stillen

wollte. Jäger! Ich wandte mich dem Jüngling ab und

suchte fluchtartig das Weite. Dicht hinter mir sah ich

sie kommen. Sie waren zu dritt. Ihre langen Mäntel

hatten sie verraten, denn jeder Vampir weiss, dass

Jäger Mäntel tragen um ihre Waffen vor den Schläfern

zu verbergen.

Während ich flüchtete, blickte ich zum Himmel empor,

sah die Sterne, doch ihr Glanz war verschwunden. Mir

wurde klar, dass meine Zeit abgelaufen sein muss und

so blieb ich stehen.

Auf die Knie fallend breitete ich meine Arme aus und

sprach wie aus Zauberhand immer wieder die Worte:

„ESSANERI DERE NATAS“, ohne ihre Bedeutung zu kennen.

Es war mein Inneres das mich leitete. Ich wollte mich

erheben, aber es ging nicht. Es war so, als ob ich von

jemandem geleitet wurde.

Dies war eine Situation, allerdings die Erste, die

mich in Angst versetzte. Was war das bloss was mich in

seinen Bann zog?

Ich sah wie sich mir die Jägerlangsam näherten, doch

ihre suchenden Blicke verunsicherten mich noch

mehr...denn sie hätten mich doch längst sehen müssen

zumal ich nur einige Schritte von ihnen entfernt

kniend auf der Strasse war. Es war ein seltsames

Gefühl, als sie mit ihren suchenden Blicken an mir

vorbei zogen.

Ich konnte es nicht glauben was gerade geschehen war,

doch noch unverständlicher waren mir die Worte: „ Das

war ein Vampir des dunklen Lichts! Gegen den haben wir

keine Chance...“, welche aus dem Munde eines Jägers

kamen kurz bevor sie verschwanden. Was wollte er damit

sagen? Was bedeuteten diese Worte? Ich versuchte mich

an das Leben bevor ich Vampir war zu erinnern, da ich

damals sehr viel über die Geschöpfe der Nacht gelesen

hatte, doch alles was ich sah waren Bilder aus meinem

früheren Leben mit meiner Familie die ich damals

verloren hatte.

Ich erinnerte mich auch an meine ersten Tage als

Vampir und dass es mir damals nicht leicht fiel

Lebewesen zu töten um mich zu Nähren, da ich eine

Seele besass, doch mir blieb nichts anderes übrig als

meinen Durst zu stillen. Ich hatte einfach keine

andere Wahl!

Toooooot-Toooot....eine Autohupe riss mich aus meinen

Gedanken. Ich hatte völlig vergessen, dass ich immer

noch mitten auf der Strasse kniete, doch: „Wieso kann

mich dieser Sterbliche sehen und die Jäger nicht?“,

schoss es mir durch den Kopf, jedoch bevor ich mich

dieser Frage widmen konnte, ergriff ich die Flucht in

Richtung Gemach. Endlich stand ich vor meiner

Eingangstür, öffnete sie, trat ein und schloss sie

blitz schnell hinter mir zu.

Da war ich nun in meinem finsteren Gemach, mit lauter

Fragen die beantwortet werden wollten. Ein Gefühl der

Schwäche durchfuhr meinen Körper und lies mich zu

Boden sinken. Ich hörte nur noch eine Stimme die mir

sagte: „Du bist der Vampir des dunklen Lichts, ein

Elf-Vampir!“, bevor ich in meine tägliche Starre fiel.

In der darauf folgenden Nacht, als ich wieder

auflebte, befand sich ein grosses altes Buch neben

mir, welches von Rosenblüten übersäht war. Ich wusste

zuerst nicht woher dies kam, noch was es zu bedeuten

hatte, doch dann kam die Erinnerung an diese

merkwürdige Stimme, die ich hörte kurz bevor ich

erstarrte, doch was waren ihre Worte?

Krampfhaft versuchte ich mich zu erinnern, jedoch

erfolglos.

So wischte ich sorgfältig die blutroten Blüten auf die

Seite und öffnete vorsichtig das Buch, welches mit

Wachs versiegelt war. Ich begann darin zu blättern und

fand unter anderem die Lebensweissheiten der ersten

Vampiren überhaupt; dadurch bildeten sich Gefühle in

mir, solche die mir zuvor nicht bekannt waren. Von

ihnen gefangen blätterte ich mich weiter durch dieses

Buch, welches mir meinen Wissensdurst verringerte.

Seite für Seite bot mir meine langersehnten Antworten

an, auf diejenigen Fragen, welche mich seit meines

Vampirdaseins plagten, doch trotz diesen unzähligen

Weissheiten, Tausenden von Ritualen und Taten die in

jenem Buch verewigt waren, beantwortete sich meine

grösste aller Fragen: „Weshalb ich Erinnerung und

Seele in mir trage?“ nicht. Seit ich mein neues,

besseres Leben geschenkt bekam, wurde mein Herz von

dieser Frage gequält.

Ich war voller Hoffnung als ich dieses Buch aufschlug,

doch leider musste ich einsehen, dass mir diese

Antwort auch kein Buch geben konnte...wäre es denn

möglich, dass ich sie schon seit jener Nacht der

Wandlung in mir trage und den Weg zu ihr noch nicht

beschreiten konnte?

Es kann nur so sein, denn wo sonst, wenn nicht in

diesem Buch, sollte ich diese Antwort finden, wenn

nicht in mir selbst? So begab ich mich auf den

schwersten Weg überhaupt...auf den Weg in mein

Inneres...

...Ich sah Dinge die ich nicht mal zu träumen gewagt

hätte, jedoch meine langersehnte Antwort schien sich

nicht finden zu lassen.

Je tiefer ich in mich ging, desto weiterschien ich von

ihr entfernt zu sein. Doch was ist das? Ich glaube,

dass ich sie endlich erreicht habe.

Kurz davor spürte ich, dass ich nicht mehr alleine in

meinem Reich war und so wurde ich aus meiner „Reise

ins ich“ gerissen.

Ich musste mich im ersten Moment wieder sammeln und

mich mit der Realität vertraut machen, denn auf so was

war ich nicht vorbereitet.

Nun sah ich ihn...er stand direkt vor mir, wie aus dem

Nichts tauchte er hier auf. Er sah mich schweigend an.

Fragen durchströmten meinen Kopf: „Wie konnte er in

meine Wohnung, wo sie doch verschlossen war? Wer war

er? Was wollte er von mir?“.

Ohne diese Fragen aussprechen zu müssen erhielt ich

auf diese Fragen Antwort, doch wie war dies möglich?

Er bewegte seine Lippen nicht und doch hörte ich seine

raue und finstere Stimme laut und deutlich sagen: „Wie

ich eintrat ist nichts von Bedeutung, doch

glücklicherweise kam ich noch rechtzeitig. Und was die

Frage, wer ich sei, angeht, dass müsstet ihr

eigentlich wissen.“

In diesem Moment wusste ich, dass er mein Schöpfer

war, doch: „Was wollte er? Wozu war er nicht zu spät

gekommen?“, schoss es durch meine Gedanken. Und schon

erhielt ich seine Antwort wieder auf telepathische Art

und Weise: „Ihr seit noch nicht bereit...bereit auf

diese Antwort auf die ihr so sehnsüchtig wartet; ihr

ward kurz davor sie zu finden, doch nicht ihr dürft

sie finden, sondern sie muss euch finden!“ Mit diesen

Worten verschwand er im Nichts, genauso wie er aus dem

Nichts aufgetaucht sein muss.

Mein Blick fiel auf das grosse Buch, dass noch immer

neben mir auf dem Boden lag. Ich hob es auf und

öffnete es erneut, doch diesmal las ich es ganz

gründlich, so dass ich mir die Macht aneignen konnte,

welche darin enthalten war.

Ich weiss nicht wie lange ich darin gelesen habe, doch

merkte ich an meinem Durst, dass es einige Tage und

Nächte gewesen sein müssen. Aber nichts desto trotz,

konnte ich das Buch nicht einfach zur Seite legen,

denn ich wusste, dass ich das Buch nicht für lange

Zeit haben würde.

Als mir dann die Mächte der Finsternis bekannt waren

und ich das Buch schloss, löste es sich im Nichts auf

und an seiner Stelle hielt ich nun eine schwarze Rose

in meinen Händen.

Endlich konnte ich meiner Gier folgen. Sie trieb mich

hinaus auf die Strasse wo ich mich von jenen nährte

die meinen Weg kreuzten. Ich merkte, dass sich die

Nacht langsam vom Tage vertreiben liess, jedoch

diesmal wollte ich es genauer wissen und herausfinden,

ob ich diese Mächte nun wirklich in mir trage, so wie

es in diesem Buch stand. Aus diesem Grund blieb ich

auf der Strasse stehen und sah zu wie sich die Sonne

langsam hinter dem Horizont erhob. Was ich nicht

erwartet hätte, war dass diese mir nichts mehr anhaben

konnte.

Sicher, ich hatte anfangs schon meine Mühe mit diesem

grellen Licht, jedoch verbrannte ich nicht.

Nun standen mir Tausende von Möglichkeiten offen, wie

zum Beispiel, dass ich mich nun frei bewegen kann,

ganz egal welche Uhrzeit wir haben.

So begann ein neuer Lebensabschnitt für mich, denn

seit diesem Tage geniesse ich es, manchmal den

Sonnenaufgang und deren Untergang ansehen zu können,

und manchmal geniesse ich es auch mich mit den

Schläfern zu unterhalten.

Jedoch etwas fehlt mir noch zu meinem absoluten

Glück...meine Antwort auf die ich schon eine Ewigkeit

warte, doch ich werde die Hoffnung stets in mir

tragen...

(von VampirElfe)