Le Gentilhomme

 

Oh Gentilhomme vergang’ner Zeit,

heut Nacht bin ich fürwahr bereit,

mich Deiner zu erinnern nun,

auch wenn im Grab Du längst mußt ruh’n!

Und erinnern kann ich mich sehr gut,

an Deine Kraft, an Deinen Mut!

Klüger hättest Du sein gesollt.

Deinen Tod, ich hab‘ ihn nicht gewollt.

Doch diese Wahl, ließt Du mir nicht,

noch jetzt seh‘ ich Dein blaß‘ Gesicht.

Die dunklen Augen voller Wut,

die sprühten in heisser Zornesglut.

Ich liebte Dich, Du dummer Narr,

ich – der ich Dir ein Bruder war.

Doch dieses wolltest Du nicht seh’n,

dachtest ich wollt‘ Dich hintergeh’n.

Du hattest jene Dir erkoren,

hattest die Liebe ihr geschworen.

Doch dieses Weib begehrte mich

und darum hinterging sie Dich.

Ich weiß nicht, was sie Dir erzählte,

warum sie mich, statt Dich erwählte.

Von alledem wußte ich nicht.

Und immer seh‘ ich Dein Gesicht,

wenn ich aus Todes‘ Schlaf erwache

und denk‘ an Deine dumme Rache.

Ich wollt‘ die Ewigkeit Dir schenken,

doch Du konntest nur an sie denken.

Und darum warst Du nicht bereit,

zu überdauern alle Zeit!

Du ahntest ja nicht, was ich war

und was ich bin für immerdar.

Du wußtest nichts von meiner Pein,

auf ewiglich allein zu sein.

So fremd war meine Seele Dir,

daß Du Dich wandtest ab von mir.

Du wolltest die Liebe dieser Frau,

denn die verstandest Du genau.

Und darum blieb mir doch keine Wahl,

ich schwör Dir, sie starb ohne Qual.

Ihr Blut war süß und wärmte mich

und doch dachte ich nur an Dich.

An den Gefährten, den ich fand,

der dann mit dem Degen vor mir stand,

um mich zu töten, dummer Narr,

mich – der ich doch Dein Bruder war.

So fest er konnte, stieß er zu,

durchbohrte meine Brust im Nu.

Doch mehr noch als der kalte Stahl,

bereitete der Verlust mir Qual.

Denn als er mich immer wieder stach

und dabei Worte der Rache sprach,

begann die Suche mein von vorn,

den Gentilhomme hatt‘ ich verlor’n.

So stand ich weinend einfach da

und er verstand nicht, was geschah.

Bis zu Erschöpfung stach er zu

und als er endlich dann gab Ruh

und ich noch immer vor ihm stand,

verlor er völlig den Verstand.

Kraftlos ließ er den Degen fahren,

Schweiß tropfte aus seinen Haaren,

als er vor mir zu Boden sank

und ich sein warmes Blut dann trank.

Doch noch immer wollte ich ihn gewinnen,

ließ mein Blut in seinen Mund heiß rinnen.

Doch anstatt das Blut herunterzuschlucken,

tat er’s in das Antlitz mein mir spucken!

Noch heut kann ich dies vor mir seh’n

und langsam kann ich ihn versteh’n.

Denn was wirklich er liebte – er verlor,

war eigentlich nicht ich der Tor?

Die ew’ge Nacht wollt‘ er nicht haben,

wollt‘ sich nicht an meiner Liebe laben.

Er wollt‘ mich töten und fand den Tod,

ließ mich zurück in meiner Not,

auf ewig einsam – wie’s immer war.

Adieu Gentilhomme et .... Au revoir!

(Copyright by Heshthot S.)