Dunkle Wächter

 

Schwarzglänzend Gefieder,

auf engem Mieder,

hüpft hin und her,

krächzt heiser sehr.

Im festen Stoff eingeschnürt,

hat sie früher verführt.

An ihrem Fleisch nun sich laben

nachtschwarze Raben.

Wie sie dort hupfen

und zerren und zupfen

an kalten Fetzen

und Blut tut benetzen

die Krallen spitz

in ihrem grausigen Sitz.

Den Blick wend‘ ich ab,

muß zurück bald ins Grab,

denn es naht schon das Licht

und dies vertrage ich nicht.

Während die Raben dort speisen,

muß weiter ich reisen,

denn für heut ist’s vollbracht,

ich bin satt für die Nacht.

Ich trank aus all ihr Blut

und es schmeckte mir gut.

Nun liegt sie dort,

dient den Raben als Hort,

dient den Raben als Speis‘

und ist blutleer und weiß

Einst verkaufte dies Weib

geldgeil ihren Leib.

Dann verfiel sie ganz mir

und ich besuchte sie hier.

Liebkoste ihr Haar,

wie erregt sie da war.

Küsste sie zart

und dann biss ich sie hart.

Ich trank voller Gier

und nahm alles ihr.

Ihr brachen die Augen,

als ihr Blut ich tat saugen.

Ich genoß es, wie Wein

und dann ließ ich sie ein,

die dunklen Scharen,

welche dort draußen schon waren.

Diese glänzenden Schatten,

die viel edler als Ratten,

folgen immer mir still,

wenn ich meinen Durst stillen will.

Sie geben mir das Geleit,

schon seit ewiger Zeit.

Und ich versorge sie gut,

brauch‘ für mich nur das Blut.

Das tote Fleisch bleibt den Raben,

die ihre Freud‘ daran haben.

Drum folgen sie treu

jede Nacht mir aufs Neu.

Schweben schwarz über mir,

mit Augen voll Gier.

Und siehst Du sie kreisen,

bin ich wohl am speisen

irgendwo in der Nacht –

von den Raben bewacht.

(Copyright by Heshthot S.)