(Copyright by Exanimatio)

Schattenspiel

*
I. Vorspiel – EXPOSITIO - 21.03.2004
II. Stimme in der Dunkelheit 
- AMOR IMMORTALIS - 22.02.2004

III. Wechselspiel
- CONTRARIUM: LUMEN ET UMBRA - 29.02.2004 
- MORTALITAS: PARVO ET CUPIDO - 29.02.2004

IV. Herr der Finsternis 
- IMMORTALITAS: SACRIFICIUM - 21.03.2004 
- SANGUIS - 21.03.2004 

V. Nachspiel: CONCLUSIO - 21.03.2004
*I. Vorspiel - EXPOSITIO 
(Erzähler: ) 
Der Weg, den wir beschreiten 
Führt uns ins Reich der Dunkelheit 
Durch Nebel und durch Schatten, 
In Dunkelheit und Nacht. 
Eine Geschichte bleibt zu erzählen,
Geprägt von Gegensatz. 
Und mit Öffnen dieses Vorhangs 
Erfahr’n wir ihren Lauf. Eine Geschichte, die uns nun erzählt 
Von Unterschied und Gleichnis, 
Dem Übergang von Tag zu Nach,. 
Von der Stunde der Zusammenkunft 
Von Düsternis und Hellem Glanz. 
Eine Geschichte über Gier und Sehnsucht, 
Die Erzählung von Liebe und Schmerz, 
Von Tod und Ewigen Leben. 
In jener Nacht, da sie sich trafen… LICHT 
 und 
DUNKELHEIT, 
STERBLICHKEIT 
Und 
 EWIGKEIT. 
SIE irrt umher, durch Nacht und Dunkelheit, 
Nach Liebe suchend, in ihrer Reinheit 
Und findet IHN, der seinerseits nach etwas Sucht: 
Dem Ende, seiner Einsamkeit. 
Lang schon hat ER SIE verfolgt, 
Und sie erwählt, für seinen Plan, 
Den Durst ihm zu Stillen 
Um sie letztendlich einzuweih’n In die Geheimnisse der Nacht, 
Und sie durch Ewigkeit zu führen. 
Unser Weg, der hier nun endet, 
Ist der Anfang ihres Pfads. 
Und hiermit beginnt die Geschichte 
Um endloser Schatten Spiel: 
 
II.  Stimme in der Dunkelheit -  AMOR IMMORTALIS 
(Sie, Monolog: ) 
Lang schon hörte ich den Ruf 
Und suchte Ihn verzweifelt, 
Jenen, der mich rief. 
Glücklos verblieb meine Suche, 
Unerfüllt blieb meine Sehnsucht. 
Wo war Er, dessen Stimme 
In der Dunkelheit ich vernahm? 
Er, dessen Anwesenheit ich spürte, 
Nacht für Nacht, bis Er verstummte, 
Er sich in langes Schweigen hüllte? 
Bis schließlich sein Weg den meinen kreuzte, 
Er mich - ihn fürchtend - fand 
Und endlich schweigend zu mir sprach: 
 
"Heut Nacht, da fahles Mondlicht 
Mit nebeligen Schleiern spielt, 
Die Nacht uns ihre Lieder singt, 
Sollst du mir folgen: 
Tritt ein mit mir 
In die glänzende Ewigkeit. 
Lass dich verführen, 
Lass dich umhüllen 
Mit der Nacht schwarzen Kleid - 
Dem Schattenspiel aus Dunkelheit. 
 
Folge mir, tritt ein mit mir, 
Gib mir deine Hand, ich lad' dich ein 
Auf ewig meine Gefährtin zu sein 
Im Reich der Schwebenden Schatten, 
Im Reich der Finsternis... 
Vertrau' der Nacht ... vertraue mir, 
Der ich der Dunkelheit geweiht, 
Zu ewigem Leben verdammt, 
Nach dir nur suchte, 
Sich nach dir sehnte! 
 
Folge mit, tritt ein, lass dich entführen 
In schützend kühle Düsternis. 
Lasse mich den Tag dir rauben, 
Damit du Ihr folgen kannst, 
Ihr, der weisen Herrscherin, 
Der Königin, ...der Nacht. 
Verweigere dich der tödlichen Sonne, 
Entgehe dem brennenden Licht! 
Die Nacht wird deine Rettung sein 
Und du wirst ungeahntes finden. 
 
Folge mir, tritt ein mit mir, 
Wohne ihm bei, 
Dem Spiel der Schatten - 
Folge uns Kindern der Nacht! 
Lass dich ein auf unsren Tanz, 
Tanz der Schatten, 
Tanz der Ewigkeit... 
Folg mir, dem die Gabe einst geschenkt 
Auf ewig zu leben ... auf ewig zu lieben!" 
 
Und dann erhebt seine Stimme 
Er fordernd in Erregung: 
"Folge mir in finstere Unendlichkeit! 
Fürchte die Verwandlung nicht, noch fürchte meine Gier! 
Schenk' mir dich! 
Schenk' mir dein Leben! 
Dein Blut! - Ein Rausch.... 
So süß, so lebendig, 
Mein Leben bereichernd - deines gefährdend! 
Doch nein! Wehre dich nicht! 
Nicht der Tod wird dich erwarten, sondern ich! 
Lass mich dich lehren, was ich schon gesehen, 
Verbunden werden wir sein durch ewiges Leben!!" 
- Unsterbliche Liebe ... ewiger Fluch –  
III. Wechselspiel -  CONTRARIUM:  LUMEN ET UMBRA 
(Er, in Gedanken: ) 
Ein Moment der Unaufmerksamkeit, 
Ein Moment der Hingabe zur Gier, 
Doch noch darf die Kontrolle mich nicht verlassen, 
Noch darf ich mich nicht verlier'n, sehe ich sie: 
Ein Kind des Lichts, getaucht in Dunkelheit 
- So schön, doch längst verloren 
Ein Kind der Freude, bezwungen von Trauer 
- So wach... doch traumumfangen 
Ein Kind des Tags auf dem Weg durch die Nacht 
- So angsterfüllt und doch voller Sehnsucht 
Nach dem Ende ihrer Schmerzen. 
Ein Kind des Lichts, ein Kind der Sonne, 
Trifft - durch meinen Ruf - auf mich, 
Dem Kind der Finsternis, 
Verliebt sich in den Tod - 
Doch ahnt nicht die Gefahr. 
Weiß nicht, dass ich sie wählte 
Mein Opfer zu sein, den Durst mir zu stillen. 
 
(Sie, in Gedanken für ihn jedoch hörbar: ) 
Folge mir, forderte er - seine Worte so verlockend 
Und doch bin ich von Angst erfüllt. 
Folgen will ich ihm, wohin er mich führt, 
Bis an das Ende ein jeder Ewigkeit - 
Und doch will ich fliehen vor seiner Kälte, 
Von seiner Undurchschaubarkeit. 
Doch sehne ich mich nach seiner Nähe, 
Sehne mich nach Dunkelheit 
Vielmehr, als dass ich ihn fürchte, 
Vielmehr noch, als dass ich gehen will. 
 
(Er, in Gedanken: ) 
Unschuldig, unwissend 
Sucht sie nach der Unendlichkeit 
Und kennt nicht ihren Preis. 
Weiß nicht um den Schmerz, der sie erwartet 
Und doch wünscht sie sich nichts 
Als mir zu folgen, jetzt da ich sie gefunden. 
So lange schon war meiner Präsenz sie sich bewusst, 
Im Unbewussten - eine simple Vision. 
 
(Sie, in Gedanken, für ihn jedoch hörbar: ) 
Solange schon war Ahnung er in mir, 
Ein leises Flüstern in meinem Kopf. 
Doch jetzt ist er hier und mir so nah, 
Seine Stimme klar und deutlich. 
Er ist unwirklich, doch real, 
Nicht tot und nicht lebendig 
- Ein Schatten in der Dunkelheit, 
Dessen Weg ich folgen will. 
 
(Er, in Gedanken: ) 
Ein Wunsch, ersehnt mit eines Kindes Herzen 
Und doch beständiger als Furcht. 
Im Kampf mit sich selbst, 
Zwischen Angst und Begierde, 
Fleht sie mich an sie mit mir zu nehmen, 
Und ihr die Ewigkeit zu zeigen. 
Ich werde erfüllen, was sie so sehr ersehnt 
...Und somit MEIN Verlangen stillen. 
MORTALITAS - PAVOR ET CUPIDO 
(Sie, in Gedanken, für ihn jedoch hörbar: ) 
In unmenschlich schneller Bewegung 
Ist er schon bei mir und greift nach mir 
So ruhig, doch verlangend. 
In eisig kalter Leidenschaft, 
Und doch erfüllt von Glut. 
So weiß seine Haut, so sanft, 
Und doch so kalt und hart wie Stein. 
So klar seine Augen, sein Blick undurchdringlich, 
Leer, und tiefer doch als die Unendlichkeit. 
In schweigend heller Wachsamkeit 
Sieht er mich an, durchsucht meine Gedanken, 
Liest in ihnen, wie in einem offenen Buch. 
Machtlos bin ich, wehrlos gegen sie, 
Schutzlos bin ich ihnen ausgesetzt, 
Den kalten Augen, von Schmerzen gezeichnet, 
Den kalten Händen, von der Dunkelheit geführt. 
Schwindel umfängt mich wie dämmernde Ohnmacht, 
Als er mich fordernd zu mich zieht, 
Und er, hinter regungsloser Maske, 
Scheinbar vor Gier und Durst erzittert 
- Für einen kurzen Augenblick, bis er sich fängt. 
Nichts will ich mehr, als seine Macht zu spüren, 
So sehr ich ihn auch fürchte. 
Bin betäubt von seiner Liebe, 
Und fürchte dennoch seine Kraft. 
Ich fürchte den Tod, doch ersehne ich ihn, 
Hab' Angst vor der Nacht, doch durchwandle ich sie 
- Mit ihm. 
In mir ein rasender Wechsel der Gefühle, 
Gebannt von Faszination 
Und panischer Angst. 
Erfüllt von heißer Wissbegierde 
Und zeitgleich erschüttert von Ekel. 
Verloren zwischen Hass und Liebe, 
Gefangen von Verlangen in endloser Angst. 
 
IV. Herr der Finsternis -  IMMORTALITAS: SACRIFICIUM 
(Erzähler: ) 
Es sind nur Sekunden, die verstreichen, 
Doch scheinen sie den Stunden ähnlich, 
Während Er, in seiner Umarmung 
In Gedanken zu ihr spricht, 
Die Wahrheit ihr verbergend: 
  
(Er, für sie unhörbar: ) 
Ruhig  jetzt, Still, 
Kann mich nicht fangen, 
Wenn ich dich seh, Geliebte. 
Es schmerzt in mir, zerreist mich völlig. 
Wie kann ich lieben mit dem Gewissen, 
Sie in tödliche Gefahr zu bringen? 
Denn immer, wenn ich ersann, 
Mir meinesgleichen zu erschaffen 
Überfiel mich unstillbare Gier 
Nach Blut und deren Leben. 
 
(Zu ihr: ) Ich spüre deine Angst, 
Und lausche deinen Gedanken 
- Nichts bleibt mir verborgen, 
Du kannst mich nicht täuschen! 
Doch glaube mir, du wirst mich Lieben, 
Mit unvorstellbarer Kraft, 
Verbunden mit endlosem Schmerz, 
Gleich so, wie auch ich dich liebe. 
 
(Für sie unhörbar: ) 
Nein, du weißt nicht, was in mir vorgeht, 
Du spürst die glüh’nde Hitze nicht, Die innerlich mich mehr und mehr versengt. 
Nein, du weißt nicht um mein Verlangen, 
Weißt nicht, was wirklich ich begehre. 
Dein Blut, Elexir deines Lebens, 
Oder dich in deiner Gestalt… Wenn ich dich töte, so bist du verloren 
- Unerreichbar für mich, wie alles 
Was jemals ich liebte. 
 
(Zu ihr: ) 
Denn wirst du meine Gefährtin, 
Wirst du an mich gebunden sein 
In jener unendlicher Dunkelheit… Noch weißt du nicht, wer ich wirklich bin 
Doch traust du mir bedingungslos, 
Und liebst mich bereits jetzt. 
 
(Für sie unhörbar: ) 
Und ich benutze dein Vertrauen 
Um zu kriegen, was ich begehre 
Ich benutze deine Liebe 
Um zu erreichen, was ich ersehne! 
 
SANGUIS 
(Erzähler: ) 
Und er, so schnell wie der Wind 
Holt nun aus zu seinem Schlag: 
Ein Kuss, unsterblich wie er selbst, 
Erfüllt von Liebe und Begierde 
Lässt ihn unweigerlich erzittern, 
Und sie das Tageslicht vergessen. 
Und weiter spricht er in Gedanken, 
Zu ihr, die nicht weiß, wie ihr geschieht: 
 
„Blut, Dein Blut, gib mir dein Blut! 
Gib mir dein Leben! 
Ich beschere dir den Tod, 
Und schenk dir die Unsterblichkeit. 
Dein Rasendes Herz, 
Dein hektischer Atem, 
In Panik, ganz so 
Als stündest plötzlich du unter Schock… Ja, jetzt weißt du, was dir blüht, 
Du weißt, wem du geweiht bist: 
MIR! Dem Tod, der Dunkelheit! 
In sternenloser Nacht! 
Blut… dein Blut, Wie stark mein Verlangen, 
Nach deinem Leben, 
Nach deinem Blut! 
Ein Rausch, in dem der kalte Schmerz 
Der langen Einsamkeit ertrinkt. 
Stärker und Stärker werde ich, mit jedem Tropfen 
Der mich durchfließt, in mir pulsiert, 
Ich halt dich gefangen zwischen Leben und Tod, 
Bis du der beiden Bedeutung vergisst. 
Dein Schrei und dein Flehen 
Verebben in Ohnmacht 
Doch wenn du fällst werd ich dich halten, 
Werd vor dem Ende dich bewahr’n. Sobald du aufhörst dich zu wehren, 
Schwindet dein Bann und ich kann mich bremsen, 
Ich spüre dein Herz, das langsam noch schlägt… Doch ich versprach dir ewiges Leben. 
So schließ’ ich den Kreislauf, so lass’ ich dich Den Blutaustausch vollziehen, 
Lasse dich sehen, 
Was ich zuvor Verborgen hielt:
Die Antwort auf jede deiner Fragen, 
Die Lösung zum Rätsel meiner Existenz 
- Du bist ihnen Mächtig, 
Mehr und mehr, von Sekunde zu Sekunde. 
Nicht weniger gierig als ich, 
Nimmst mein unsterblich’ Blut du auf… Lass ab von mir, 
Üb’ dich in Verzicht! Denn bald schon sind wir verbunden 
In Blut und Ewigkeit.“  
 
V. Nachspiel – CONCLUSIO  
(Erzähler: ) 
Stille ergießt sich in die endende  Nacht, 
Und die Schatten umhüllen die beiden, 
Die, gefangen in Visionen, 
Das Blut in sich pulsieren fühlen. 
Innere Kämpfe, 
Zeitgleich: das Schöpfen von neuer Kraft. 
Er erfährt das neue Leben, 
Das ihn mit neuer Kraft erfüllt,
Den Durst das erste Mal ihm stillt. 
Und sie erlebt den eig’nen Tod, Gefangen in einer Flut von Bildern, 
Die sie nicht zu begreifen mag. 
Das Spiel der Schatten nimmt ein Ende 
Als die Nacht dem Tage weicht. 
Beide, noch benommen, fliehen 
Vor der Sonne, die sie zu versengen droht. 
Sie entfliehen dem Tag, entfliehen der Hitze 
Und finden Ruhe in ihrem Versteck