Edens Asche

Autorin: Moni De Giorgi

Verlag: dead soft verlag

ISBN 978-3-934442-35-1

Broschiert

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Damian ist jung, attraktiv und erfolgreich. Er denkt die Fäden seines Lebens fest in der Hand
zu halten, wird aber schnell eines Besseren belehrt.
Von einer Nacht zur anderen, wird er in ein Labyrinth aus verwirrenden Emotionen,
Alpträumen, Hass, Rache und Tod geworfen.
Nur eine Person kann ihm helfen, diesem Strudel zu entgehen. Joshua, der geheimnisvolle
Nachtschatten der ihm als dunkler, aber schützender, Engel zur Seite steht. Der Gefährte
verwirrt und verletzt Damians Gefühle zugleich und hinzu kommen die mysteriösen
Umstände, die Joshua in sein Leben führten.

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Rezension eines Amazon-Kunden:

Ich mochte dieses Buch sehr. Auf zugleich spannende und einfühlsame Weise lässt es den Leser an der Geschichte des schönen Damian teilhaben. Da ich noch nicht zuviel verraten will, hier mal der Klappentext^^:

Damian ist jung, attraktiv und erfolgreich. Er denkt, die Fäden seines Lebens fest in der Hand zu halten, wird aber schnell eines Besseren belehrt.

Von einer Nacht zur anderen gerät er in ein Labyrinth aus verwirrenden Emotionen, Alpträumen, Hass, Rache und Tod.
Nur eine Person kann ihm helfen, diesem Irrgarten zu entkommen. Joshua, der geheimnisvolle Nachtschatten, der ihm als dunkler, aber schützender, Engel zur Seite steht.
Jedoch - der Gefährte verwirrt und verletzt Damians Gefühle...

Dieses Buch hat alles, was man sich nur wünschen kann, eine gelungene Mischung aus Horror, Liebe, Freundschaft, Drama...und es knistert bis zur letzten Seite!!!

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Leseprobe

Kim drehte den Zündschlüssel herum. Die wütenden Gitarrenklänge, die eben
noch aus den Boxen des Autoradios geschrien hatten, erstarben. Er stieg aus der
schwarzen Corvette und knallte die Wagentür ins Schloss. Schlurfend begab er
sich zum Schalter für das Garagentor. So sehr er auch dagegen ankämpfte, er
konnte das bohrende Angstgefühl in sich nicht besiegen.
‚Beweg deinen Arsch sofort wieder ins Auto und fahr zu ihr!’, brüllte es in
seinem Geist, mit einer Schärfe, die einem Armee-General alle Ehre gemacht
hätte.
„Du bist albern“, schallt er sich selbst laut. „Ich versuche ausnahmsweise Mal
auf meinen gesunden Menschenverstand zu hören“, rechtfertigte er sich vor dem
General und begab sich bestimmten Schrittes durch die Verbindungstür in das
dunkle Wohnzimmer.
Kaum durch die Tür befiel ihn ein Zustand der Erschöpfung. Er fühlte sich wie
erschlagen.
„Heute werde ich wohl nicht mehr hinter der Bar stehen können.“
Eigentlich wäre er heute als Barkeeper im MIDNIGHT, dem Nachtclub seines
Bruders Damian eingesprungen, das sich im Keller des Hauses befand.
Gähnend ging er in die Küche. Sein Magen knurrte vernehmlich. Eine Weile
stöberte er im Schrank, die warnende Stimme in sich noch immer geflissentlich
ignorierend.
‚Geh zu Joanna, du hirnverbrannter Vollidiot. Jede Sekunde zählt.’
Die Schachtel Cornflakes, die er gerade aus dem Schrank nahm, rutschte ihm
beinahe aus den Fingern. Ärger stieg in ihm auf. Ärger auf Joanna, dass sie seine
Sorgen für vorgetäuscht gehalten hatte. Auch wenn sie vielleicht unbegründet
waren...
‚Vielleicht? Ganz sicher!’
... ganz sicher unbegründet waren, so war es doch echte Sorge, die ihn auch jetzt
noch quälte wie ein mittelalterlicher Folterknecht. Er griff nach der Milchtüte.
Sie entglitt seinen Fingern. Mit einem lauten Platschen prallte sie auf dem
schwarz-gelb gefliesten Küchenboden auf.
„Ich muss zu ihr“, sagte er laut in den Raum. „Auch wenn sie zu
Neunundneunzig Prozent schlafend in ihrem Bett liegt. Ich halte das nicht mehr
aus.“
Er würde lediglich noch runter ins MIDNIGHT gehen und Beatrice, die
Freundin von Joannas Bruder dazubitten, damit sie erkannte, dass seine Sorge
wirklich war.
Joshua stand neben Damian. An die Regalwand hinter der Bar gelehnt, nutzte er
eine ruhige Minute, um eine Zigarette zu rauchen. Durch halbgeschlossene Lider
beobachtete er seinen Freund. Ein besorgter Ausdruck lag um seinen Mund.
Damian sah schlecht aus.
„Mein Tipp bezüglich der Kleinen war wohl nicht so ganz das Wahre“,
vermutete er.
Er hatte seinem Schützling kurz zuvor empfohlen, wenn es doch mal mit dem
kleinen Bluttrank, bei einer Besucherin, des MIDNIGHT, zu versuchen.
Dams Gesicht wirkte verschlossen und die Behandlung, die er den Gästen
zukommen ließ, lief knapp an der Unhöflichkeit vorbei.
Joshua spürte die Anspannung, die von Damian ausging, beinahe schon
körperlich. Sein Blick glitt prüfend über dessen schlanken, gutgebauten Körper.
Auch dieser ließ deutliche Zeichen, die von starken, unterdrückten Emotionen
sprachen, erkennen. Damians Bewegungen hatten etwas Gezwungenes und
übermäßig Vorsichtiges, als müsse er jeden Handgriff überlegen und aufpassen
durch seine neuen Kräfte nicht etwas kaputt zu machen. Joshua trat zu Damian
und legte ihm eine Hand auf den Arm. Der fuhr zusammen, als hätte er einen
elektrischen Schlag bekommen. Ein Glas mit Fanta, das er in der Hand gehalten
hatte, fiel zu Boden und zersprang dort klirrend.
„Verdammte Scheiße!“, fluchte Damian.
Er ging in die Hocke um die Scherben aufzusammeln. „Was willst du?“ fuhr er
Joshua an, doch würdigte er ihn keines Blickes.
„Wir müssen reden“, stellte Joshua bestimmt fest.
„Du willst reden?“ Damian schnaubte verächtlich. „Mal etwas ganz neues. Aber
jetzt will ich nicht.“
Damian warf die Scherben in den Papierkorb unter der Theke. An seiner
schlanken blassen Rechten blutete ein feiner Schnitt. Er drehte den Wasserhahn
an der kleinen Spüle auf und hielt seine Hand darunter. Das kalte Wasser spülte
das Blut hinfort. Der Schnitt war schon spurlos verheilt. Scheinbar gleichmütig
betrachtete er seine Handfläche, doch Joshua sah das kindliche Staunen in seinen
Augen aufleuchten. Seinen fluoreszierend leuchtenden, wunderschönen
dunkelblauen Augen.
„Wir werden reden. Morgen Abend.“
Joshuas Tonfall besagte deutlich, dass er keine Widerrede dulden würde.
Eindringlich sah er Damian an. Dieser hob den Blick zu seinem Freund und
Lehrer und fletschte kurz die Zähne. Eiskalt bohrten sich seine Augen in
Joshuas. Es offenbarte sich der Jäger der Nacht. Dann wandte er sich ab und
griff nach der Fantaflasche.
Damian war wütend. Er war erzürnt über sich selbst und über Joshua. So sehr er
sich auch vorgenommen hatte, menschlichen Wesen, die er nicht kannte und die
ihm folglich auch nichts bedeuteten, gleichgültig gegenüber zu stehen – es
gelang ihm einfach nicht wirklich.
‚Gott, ich hätte das Mädchen beinahe getötet. Ich konnte mich kaum
zurückhalten. Ich hätte sie ausgesaugt, bis auf den letzten Tropfen. Dann hätten
wir eine Leiche hier im MIDNIGHT gehabt!’ dachte er und unterdrückte den
Drang Joshua zu packen, um ihm ins Gesicht zu schreien: „Und du hast mir
diesen Scheiß-Rat gegeben. Fuck! Du hast gesagt, es könne nichts passieren. Du
stellst alles so leicht hin, so problemlos. Du sagst, ich dürfe nicht zulassen, dass
mich das Leid über den Tod der Sterblichen überwältigt...“
Doch das Schlimme für Damian war, dass er eigentlich nicht daran litt, dass das
Mädchen beinahe gestorben wäre, sondern dass es ihn mehr aufregte, wo sie fast
den Tod gefunden hätte. Etwas in ihm störte sich daran, dass es ihm gelang sich
von alten Moralvorstellungen so schnell zu verabschieden. Er vermutete, dass
Joshua hier seine Finger im Spiel hatte, wusste er doch um die Fähigkeit der
Hypnose, die ihnen gegeben war. Und wirklich, Joshua hatte auch hier damals
nachgeholfen, als er Damian sein Blut zu trinken gab. Aber nur ein wenig, denn
die Gefahr einen kalten Killer zu erschaffen, war zu groß.
‚Ganz recht’, dachte Joshua, der sich nicht zurückhalten konnte Damians
gedanklichen Monolog mitzuverfolgen, vergaß dieser doch stetig die Tür zu
schließen, nicht ahnend, dass er es diesmal selbst vergaß. ‚Freiwillig würde er
mir das ja im Moment kaum anvertrauen’, rechtfertigte er sich vor sich selbst.
Auch das ärgerte Damian. Hielt Joshua ihn nicht für fähig mit sich selbst ins
Reine zu kommen? Den Anflug von Dankbarkeit, dafür, dass Joshua ihm
zusätzliches Leid ersparen wollte, unterdrückte er schnell. Er knallte das Glas
mit dem Fanta-Orange auf den Tresen.
„Drei Mark Fünfzig“, sagte er knapp.
„Okay, okay.“
Perplex starrte Daniel Damian an. Damian zuckte zusammen als er die Stimme
erkannte.
„Oh, sorry. Tut mir Leid.“ Verlegen zog Damian die Schultern ein und versuchte
ein schwaches Lächeln.
„Schon gut. Was fehlt dir denn?“, erkundigte sich Daniel.
Damian schüttelte nur stumm den Kopf.
‚Antworten’, dachte er. ‚Antworten auf Fragen, die ich selbst nicht kenne.’
Manchmal erschien ihm alles so klar. Die Antworten schienen zum Greifen nahe
und dann brach alles wieder in einem verwirrenden Gefühls- und
Gedankenchaos zusammen. Er seufzte. Nicht nur seine Sinne und Instinkte
hatten sich durch sein neues Dasein verstärkt. Auch sein emotionales Empfinden
war stärker geworden. Er nahm die Bestellung eines anderen Gastes auf und
drehte sich herum, um eine Flasche Warsteiner aus dem Kühlschrank zu
nehmen. Dabei prallte er direkt gegen Joshua. Er sah auf und blickte in zwei
besorgte schwarze Augen.
„Pass doch auf“, murmelte er.
‚Doch, es gibt zwei Fragen, die kenne ich. Warum bringt er meine Gefühle so in
Wallung? Warum stürzt er meine Gedanken in so ein Chaos?’ Auch dies schürte
seine Wut. Er fluchte. Beinahe wäre ihm auch die Bierflasche durch die Finger
geglitten. Er wich zurück.
‚Reiß dich gefälligst zusammen’, schimpfte er mit sich selbst in Gedanken.
Joshua fing seinen Blick. Damian konnte ihm nicht entwischen. Wie gebannt
starrte er den älteren Vampir an. Er stöhnte leise auf. Ein Lächeln lag um
Joshuas schönen Mund. Ein Bild stieg vor Damians geistigen Auge auf. Wie es
wohl wäre...? Nein. Er wollte diesen Gedanken nicht zuende denken.
Der Eindringling schaltete den Fernseher aus.
„Tja, du kannst dir sicherlich denken, dass ich nicht nur hier bin um einen
amüsanten TV-Abend mit dir zu verbringen, oder?“, sagte er mit der Stimme
eines Lehrers, der hofft, dass wenigstens ein Schüler verstanden hat, wie man die
Ableitung einer e-Funktion durchführt.
„Was...?“, schluchzte Joanna. ‚Jetzt wird es ernst Mädchen’, schien eine Stimme
in ihrem Kopf zu sagen. Eine Stimme, die sehr viel mutiger klang, als sie sich
fühlte.
„Erzähl mir von Damian Krieger.“
Er klang freundlich, doch in seinen Augen stand der Befehl, nicht die Bitte.
Joanna war verwirrt.
„Damian? Wieso Damian? Was wollen Sie von Damian?“, brachte sie heiser
hervor. Zur Panik in ihrem Blick gesellte sich nun auch die Sorge um den
Freund.
‚Oh, Dam in was hast du dich da hineingeritten?’ dachte sie.
„Ach, sagen wir: Damian und ich sind Bekannte. Und jetzt beantworte meine
Frage!“
Drohend funkelte er sie an. Um seine Lippen spielte ein bösartiges Lächeln. Er
weidete sich an ihrer Angst. Er genoss es zu beobachten wie sich ihre Brüste
unter den heftigen Atemzügen hoben und senkten, wie sie versuchte mit
bebenden Lippen Worte zu finden, die verbargen, dass sie ihm kaum etwas über
Damian Krieger verraten wollte. Es erregte ihn ihren Körper von Schauern der
Angst geschüttelt zu sehen. Er lauschte ihrem tobenden Herzschlag, genoss dies
ebenso sehr wie die süßen Klänge der „Kleinen Nachtmusik“, seinem
Lieblingsstück. Er roch ihren Angstschweiß und fand diesen Geruch betörender
als jegliches Parfum. Er schien beinahe schon ihr süßes Leben zu schmecken.
Mit der Zunge netzte er seine plötzlich trockenen Lippen und beugte sich nahe
an ihr Gesicht. Joannas fliehender Atem streifte sein Gesicht.
„Sprich, dann wirst du leben“, log er mit heiserer Stimme.
Er spürte wie sie bei diesen Worten zusammen zuckte. Die starre Maske, die das
Gesicht des jungen Mädchens die ganze Zeit entstellt hatte, zerfiel und er konnte
sehen, wie die panische Todesangst gegen die sie die ganze Zeit so tapfer
angekämpft hatte, über sie hereinbrach wie eine Sturmflut. Schluchzend sank sie
in sich zusammen.
‚Sprich, dann wirst du leben’, hallten die Worte in ihrem Geiste nach und dann
sprudelte alles aus ihr hervor.
‚Dam, es tut mir Leid, so Leid. Ich weiß, dass ich dich damit in Gefahr bringe,
aber ich bin keine Heldin. Verstehst du?’, flehte sie in Gedanken um Vergebung.
Franςois seufzte, denn was Joanna ihm erzählte, waren nicht gerade die
Informationen, die er sich erhoffte. Es war eher eine Ode an einen Jugendhelden,
und doch ließen sich einige, möglicherweise nützliche Informationen ableiten.
Er wusste nun, wollte er Damian am härtesten treffen, musste er sich derer
bedienen, die Damian liebte. Seiner Freunde. Seine Rache wäre nicht halb so
vollkommen, würde er Damian Krieger direkt angreifen. Er musste ihn erst
leiden lassen. Abgrundtiefe Pein für Damian Krieger. Franςois grinste und
blickte zu Joanna.
‚Dieses war der zweite Streich und der dritte folgt sogleich’, dachte er und
lächelte das Mädchen an.
Joanna saß zusammengesunken auf der Couch. Der Eindringling stand vor ihr
und blickte fröhlich auf sie hinab. Stumm, doch mit tränenverschmiertem
Gesicht blickte sie schließlich zu ihm auf, als hätte sie einen stummen Befehl
erhalten. Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht und wischte mit den
Daumen in beinahe schon fürsorglicher Weise ihre Tränen weg.
„Ich möchte dir danken, mein Herz. Zwar weiß ich noch nicht, inwiefern mir
deine Auskünfte von Nutzen sein werden, doch kann man nie genug von seinem
Feind wissen, nicht wahr? Schließlich weiß man nie, bei welcher Gelegenheit
man sein Wissen anwenden kann.“ Er streichelte sanft ihre Wange. „Erhebe
dich“, befahl er dann rau.
Der Ausdruck in seinen Augen hatte sich schlagartig geändert. Die spöttische
Fröhlichkeit darin war purem Begehren gewichen. Mechanisch erhob sie sich.
Sie würde sich nicht gegen ihn wehren. Ihr Widerstand war gebrochen. Joanna
hatte sich ihrem Schicksal ergeben. Sein Blick glitt über ihre Gestalt. Es hatte
ihm Spaß gemacht sie zu brechen. Sich an ihrer Angst zu weiden. Sie zu
beobachten, während sie sich ausmalte, was ihr alles blühen könnte. Zu sehen,
wie sich ihre Gedanken, ihre zerplatzten Hoffnungen, die Panik, das Leid in
ihren wunderschönen Augen spiegelte und dabei den Paukenschlägen ihres, von
der Angst getriebenen, Herzschlages zu lauschen. All dies hatte ihn bis zur
Unerträglichkeit erregt. Jetzt wollte er sie. Bis auf den letzten Tropfen ihres
heißen, süßen, jungen Lebens, der durch ihre Adern strömte, wollte er sie
aussaugen. Doch noch zögerte er es hinaus, begnügte sich damit sie zu
betrachten.
‚Michelle war genauso jung’, schoss es ihm durch den Kopf.
Wut erwachte in ihm, vermengte sich mit seinem Begehren. Fauchend riss er sie
an sich. Seine Finger gruben sich in ihren Rücken, als er sie an sich presste. Sein
Mund suchte ihren Puls. Entfernt hörte er sie leise wimmern. Das heizte seine
Lust noch an. Aufstöhnend senkte er seine Zähne in ihr weiches Fleisch, als
seine Zunge das heftige Pulsieren ihrer Halsschlagader ertastete. Gierig nahm er
das Blut, das über seine Zunge sprudelte auf und saugte fordernd an den
Wunden um dessen Fluss zu beschleunigen. Joanna wehrte sich nicht. Sie hatte
die Gnade der Bewusstlosigkeit erhalten. Franςois bemerkte dies nicht, er war in
seinem karmesinroten Rausch gefangen. Erst als ihr Herzschlag in seinen Ohren
zu ersterben begann, riss er sich von ihr los.
„Danke für die schöne Nacht“, flüsterte er leise und küsste ihre warmen Lippen,
aus denen gerade der letzte Atemzug entwichen war.
Er hob sie auf seine Arme und bettete das tote Mädchen auf die Couch. Noch
einmal beugte er sich über sie und ergriff ihre schlanke Hand. Kurzentschlossen
nahm er den Ring an sich, der an ihrem Mittelfinger steckte. Dann schlüpfte er
in seine Jacke und machte sich auf den Weg in die Küche, wo ein weit
geöffnetes Fenster sich als wunderbarer Einstieg erwiesen hatte, und nun auch
als Ausstieg dienen würde.
Damian stand auf dem Hinterhof des MIDNIGHT und rauchte eine Zigarette.
Tief inhalierte er den Rauch und musste plötzlich lächeln.
„Seltsam, dass mir das geblieben ist. Dabei hat es gar keine Wirkung mehr“,
murmelte er und blickte auf die orange leuchtende Glut seiner Lucky Strike.
Versonnen hob er sein Gesicht zum Halbmond und fühlte wie dessen Licht ihm
Kraft gab. So wie die ersten Strahlen der Frühlingssonne es nach dem langen
Winter getan hatten, bevor er verwandelt wurde. Ihm war als würden prickelnde
Schauer der Energie durch seinen Körper strömen, von dort aus, wo das
Mondlicht seine Haut traf. Er konnte sie wahrhaftig spüren, die Strahlen des
Mondlichts. Es war ein atemberaubendes, magisches Gefühl. Dann schob sich
eine Wolke vor den Mond. Mit einem leisen Gefühl der Enttäuschung ließ er
sich in einen weißen Plastikstuhl sinken, der ein einsames Dasein, neben einem
alten Blechteller, das als Aschenbecher diente, direkt neben der Metalltür des
Notausgangs, fristete. Seine Gedanken kehrten zu dem Mädchen zurück, das er
beinahe getötet hätte und er bemühte sich seine aufgewühlten Emotionen zur
Ruhe zu bringen.
‚Ich habe wohl wirklich übertrieben reagiert’, gestand er sich ein. ‚Schließlich
bin ich noch nicht lange ein Vampir. Ein paar Tage erst führe ich ein Leben, das
für mich bisher jenseits der Realität lag. Ich bin praktisch ein Neugeborener. Ich
sollte mich wohl bei Joshua entschuldigen.’
„Ja, sieh zu, dass du dir Joshua nicht vergraulst. Du wirst jede Hilfe gebrauchen
können.“
Damian fuhr herum. Doch konnte er niemanden sehen.
„Hier oben, du Trottel.“
Er blickte hoch. Auf dem Plexiglasdach, das über die Stufen, die vom
Notausgang hinauf in den Hinterhof führten, ragte, saß er, Franςois, dem sein
ganzer Hass galt und ließ gemütlich die Beine baumeln. Damian unterdrückte
einen kleinen Anflug der Bewunderung, denn der andere Vampir hatte es
geschafft sich ihm lautlos, und von seinen neuen geschärften Sinnen unbemerkt,
zu nähern. Was er nicht unterdrückte waren die Warnsignale seines Instinkts, in
Zukunft besser aufzupassen.
„Franςois“, zischte er.
„Der bin ich.“ Der Vampir warf Damian eine Kusshand zu. „Wie fühlt man sich
so, als Kind des Mondlichts, Damian Krieger?“, fragte er dann.
„Schieb’ dir deinen Small Talk in den Arsch! Ich werde dich töten, Franςois!“,
schrie Damian mit hassverzerrten Zügen zu seinem Feind hinauf.
Damians dunkelblaue Augen leuchteten fluoreszierend und seine Eckzähne
funkelten bedrohlich. Sein Körper schien unter Strom und war gespannt wie eine
Stahlfeder. Er war zum Angriff bereit.
„Na, na, na, wer wird denn gleich?“ Franςois schüttelte missbilligend den Kopf.
„Dir scheint es gut zu gehen. Das freut mich. Es macht viel mehr Spaß, wenn
man einen gesunden und entschlossenen Spielgefährten hat. Und es ist ein
lustiges Spiel, das ich mir ausgedacht habe. Glaub mir. Du kannst deinen Bruder
fragen. Der steht gerade an der zweiten Station.“
Die Erwähnung Kims traf Damian wie ein Faustschlag. Von plötzlicher Angst
gepeinigt starrte er den anderen Vampir an.
„Was hast du Kim angetan, du Schwein?“ Seine Stimme klang dunkel und
bedrohlich, doch konnte er das panische Beben darin kaum verhehlen.
„Bis jetzt noch nichts. Pass gut auf deine Freunde auf, Damian“, warnte
Franςois.
Unverhohlen schwang die Drohung in seiner Stimme mit. Er warf Damian einen
kleinen, glitzernden Gegenstand vor die Füße, sein Mantel wirbelte auf und der
Feind war in der Nacht verschwunden. Damian bückte sich nach dem
Gegenstand, den Franςois hinterlassen hatte. Es war ein Ring. Ein einfacher,
schmaler Silberreif, dessen einzige Zierde ein tropfenförmig geschliffener
Granat war. Damian sank in die Knie. Die Erkenntnis traf ihn wie ein
Blitzschlag. Er kannte diesen Ring und der Umstand, dass dieser jetzt vor ihm
im Schmutz lag konnte nur eines bedeuten...
„Joanna....!“, wisperte er tonlos. ‚Ich werde dich in die Hölle schicken, Franςois,
und sollte es bedeuten, dass ich dich persönlich auf deinem Weg dorthin
begleite. Das schwöre ich!’, sandte er seinen Schwur stumm in die Nacht hinaus.
Er wusste, Franςois hörte ihn. Eine Weile saß er noch, Tränen der Wut und
Trauer vergießend, auf dem Betonboden des Hinterhofes und versuchte sich
nicht die Schuld am Tod der Freundin zu geben.
Schluchzend saß Kim auf der Couch, den toten Körper seiner Freundin an sich
gepresst.
„Warum? Herr im Himmel, warum sie? Beatrice warum?“, wiederholte er
immer wieder die verzweifelten Worte, wie ein Mantra, während er den
Leichnam Joannas in seinen Armen wiegte.
Beatrice beendete das Gespräch an ihrem Handy. Sie hatte die Polizei
verständigt. Auch über ihr Gesicht rannen stetige Tränenbäche. Mascara und
Lidschatten hinterließen schwarze Spuren auf ihren Wangen.
„Kim...“, wisperte sie nur, unfähig ihn zu trösten und sank dann laut
aufschluchzend in den Sessel.
Sie brachte es nicht über sich Kim darauf aufmerksam zu machen, dass sie
vielleicht gerade wichtige Spuren verwischten. Mit vom Weinen geröteten
Augen starrte Kim zu ihr. Rachegelüste standen in seinen Augen. In Gedanken
schwor er dem Mörder Joannas Rache, ohne zu ahnen, dass Damian gerade
denselben Eid ablegte. Beatrice griff erneut nach ihrem Mobiltelefon.
„Ich muss Stefan verständigen“, sagte sie heiser und begann Damians
Handynummer in ihrem Verzeichnis zu suchen. Zu wählen wäre sie im Moment
nicht fähig gewesen, so sehr bebten ihre Finger. Sie entschied sich bewusst für
diese Nummer, da Stefan kein Handy hatte und sie sicher sein wollte, dass sie
gleich Damian am Apparat hatte. Sie wusste, sie würde losschluchzen sobald
jemand abnahm. Kaum wurde das Gespräch angenommen, brach sie auch schon
vollkommen zusammen.
„Damian... Beatrice hier. Etwas Furchtbares ist geschehen. Joanna... tot... sie
wurde er… ermordet.“
Kim bekam nichts davon mit. Er starrte ausdruckslos in die Unendlichkeit. Sein
Gesicht war zu einer Maske erstarrt. Kein Ton drang über seine Lippen. Joannas
Leichnam hielt er noch immer mit aller Kraft fest an sich gepresst.
Am nächsten Nachmittag, als er bemerkte, dass er immer noch nicht schlafen
konnte, verließ Damian das Haus und lief zu Joshuas Wohnung. Er war zu
unruhig zuhause zu bleiben, er wollte raus und er wollte zu Joshua. Zu einem
Freund… Er musste mit Joshua reden, die ganze Geschichte durchsprechen,
vielleicht konnte er sich dann beruhigen. Aber im Moment fühlte er sich, wie das
reinste Wrack und so war er niemandem eine Hilfe. Weder Kim noch sich selbst.
Gestern waren er und Joshua einfach nicht mehr dazu gekommen, miteinander
zu sprechen. Er hatte sich um Kim kümmern müssen, was nicht leicht gewesen
war, fühlte er selbst sich doch auch vollkommen verstört. Damian war
losgefahren, nachdem Beatrice ihn angerufen hatte. Er wusste nicht mehr, wie er
den Weg bewältigte hatte, oder die restliche Nacht, auf der Polizeiwache,
abwechselnd Beatrice und Kim tröstend, die wiederum versuchten auch für
Stefan und seine Eltern da zu sein. Die ganze Situation erschien im Nachhinein
wie ein surrealer, verzehrender Alptraum. Er bemerkte, wie ihm die Kehle eng
wurde und ihn ein leichtes Beben befiel, als wäre ihm kalt.
Bald hatte er das Haus erreicht. Er nahm die Sonnenbrille ab und lief die Treppe
schnurstracks in Joshuas Stockwerk hinauf. Vor der Wohnungstür seines
Freundes angekommen, hatte er kaum die Klingel gedrückt, als Joshua schon
öffnete.
Der andere Vampir hatte wohl auch nicht geschlafen…
„Hallo!“, begrüßte Damian Joshua, plötzlich verlegen.
„Hi!“, erwiderte der den Gruß erstaunt.
„Ich konnte nicht schlafen, da…. Nun, ich bin vollkommen durch den Wind.
Schon wieder… und, nun ja. Die ganze Situation wächst mir einfach über den
Kopf und ich muss….“, stammelte der Jungvampir hastig los.
„Komm doch erstmal rein.“, unterbrach Joshua die wirre Rede fürsorglich und
führte Damian ins Wohnzimmer.
Dort angekommen ließ Damian sich sofort auf das Sofa fallen. Joshua setzte sich
neben ihn. Erwartungsvoll aber nicht drängend studierte er den anderen.
Eine Weile schwieg Damian, starrte einfach vor sich hin, ein Sofakissen an sich
gedrückt, wie ein kleines Kind seinen Teddybären… Immer wieder machte er
den Mund auf, so als wolle er etwas sagen, um dann doch zu schweigen…
Doch schließlich brach es aus ihm hervor:
„Gestern, als ich draußen war und Pause machte, kam Franςois zu mir. Er
brachte mir diesen Ring", flüsterte er tränenschwer und holte das Schmuckstück
aus der Hosentasche.
„Er gehörte Joanna. Dass er sie ermordete, war ein weiterer Spielzug wie er es
nannte.“
Joshua stieß fauchend den Atem aus. Nicht, dass er nicht gewusst hätte, wer der
Urheber dieses Verbrechens war.
„Ich kann nicht mehr, Joshua. Jetzt wird alles zuviel. Erst Michelle, dann Frank
und jetzt Joanna. Sie war Kims und meine Freundin. Wer ist der nächste,
Joshua?! Ich werde irre. Und dann noch dieses Vampirleben und zuhause Kim,
vor Kummer am Durchdrehen. Alle meine Freunde, Kim, sie sind in Gefahr und
ich kann es ihnen nicht mal sagen oder sie warnen. Ich will sie beschützen, aber
wie?!“
„Wir müssen es ihnen sagen…“, murmelte Joshua. „Das ist die einzige
Möglichkeit. Zuerst sagst du es am besten Kim und wenn er dir glaubt, dann
können wir gemeinsam den Rest einweihen“, überlegte der ältere Vampir.
Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er einen Vampir in dieser Situation
erlebte, so hatte er auch keine Musterlösung parat. Davon abgesehen, dass es
eine solche wahrscheinlich gar nicht gab.
Damian blickte Joshua mit großen Augen an. Damit hatte er nicht gerechnet. Mit
tröstenden Worten, einem Ausweichmanöver, ja. Aber nicht damit!
Joshua bemerkte, wie ihm der Hals eng wurde bei diesem Anblick! Plötzlich
wirkte Damian so unwahrscheinlich jung und so unwahrscheinlich verletzlich.
Ehe er sich versah, hatte er Dam in die Arme geschlossen.
Und Damian ließ sich einfach fallen. Dankbar sank er gegen Joshua, barg sein
Gesicht an dessen Schulter und plötzlich bemerkte Joshua, dass Damian weinte.
Stumm und ruhig, aber die Feuchtigkeit die plötzlich durch sein T-Shirt drang
war eindeutig.
Sacht strich er über Damians Rücken, der keine Anstalten machte sich zu
bewegen, sondern seine Finger in Joshuas T-Shirt grub und erstickt fragte:
„Und wie soll es dann weiter gehen?“
Joshua seufzte. Darauf wusste er auch keine Antwort. Was er dafür wusste, war,
dass es sich gut anfühlte Damian in den Armen zu halten. Er würde den jungen
Vampir am liebsten nie wieder los lassen und für immer dort verstecken. Damit
er nie wieder so weinen musste wie heute. Es berührte ihn, zu sehen, wie
Damian versuchte stark zu sein, alle seine Freunde, seine Familie zu beschützen
und dafür sogar so stark sein konnte, seinen Stolz zu überwinden und um Hilfe
zu bitten, wenn er nicht mehr weiter wusste. Jede Sekunde, die er mit Damian
verbrachte, machte es ihm schwerer, ihn nur als Freund zu lieben. Sich
einzureden, dass er Damian nur als Freund liebte…
Damian dagegen genoss das Gefühl, sich einfach bei Joshua verstecken zu
können.
Er schämte sich nicht, hier an Joshua zu hängen und sich einfach auszuweinen.
Er brauchte das jetzt und Joshua schien das zu verstehen und nicht von ihm zu
erwarten, der starke und verlässliche Damian zu sein. Für Joshua war er einfach
der verzweifelte Damian, und das war er jetzt im Moment: Verzweifelt. Und er
brauchte die verständnisvolle Nähe eines Freundes. Es fühlte sich gut an, so
gehalten zu werden. Verdammt gut. Es war schön und am liebsten hätte er sich
noch enger an Joshua geschmiegt wie eine Katze.
Er bemerkte, dass Joshua den Griff um seine Mitte verstärkte und Damian gab
nach, kuschelte sich nun wirklich enger an den Vampir, ohne sich dabei zu
fragen, was er da tat. Was zählte, war, dass er es wollte… Weiche Lippen
streiften seinen Hals.
Damian seufzte nur, es fühlte sich schön an… Er blickte auf. Ein sachter Kuss
strich über seine Lippen, Damian erschrak. Damit hatte er nicht gerechnet. Es
war nicht schlimm, nur er hatte einfach nicht damit gerechnet.
„Tut mir leid“, sagte Joshua dann.
Damian runzelte die Stirn, unfähig etwas zu sagen, zu reagieren.
„Du wirst wohl lieber gehen“, fuhr Joshua fort. Er klang erschrocken, doch Dam
bemerkte das nicht.
Damian erhob sich, gehorchend wie ein Zombie. Hatte Joshua ihn wirklich
gerade geküsst?
Ja, Joshua hatte ihn geküsst. Und es war eigentlich ein schönes Gefühl gewesen,
oder? Ja, es war schön gewesen.
Er fand es schön, von Joshua geküsst zu werden?! Nun ja, es war nur ein „Bussi“
gewesen, aber es hatte ihn doch ziemlich… verwirrt.
Bevor Damian sich versah, war er zuhause. Und relativ durcheinander. Warum
war er gegangen? Auf seine Art hatte Joshua es geschafft, Damian zumindest für
eine Weile abzulenken.
Zwei Abende später hatte Kim sich noch nicht wirklich beruhigt. Kein bisschen.
Sein kleiner Bruder hatte einen zu großen Schock erlitten.
Traurig blickte Damian auf Kim, der sich eben erst neben ihm auf dem Sofa in
den Schlaf geweint hatte. Kim litt fürchterlich. Er aß kaum, trank gerade genug –
weil Damian darauf achtete – und weinte sehr, sehr viel. Ablenken oder trösten
ließ er sich nur ganz schwer und immer nur für kurze Zeitspannen und danach
war alles meistens noch schlimmer.
Es war so unfair und gemein! Kim und er hatten so viele geliebte Menschen
verloren. Ihm machte es ironischerweise der Umstand leichter, dass er so viele
Dinge hatte, über die er sich zusätzlich Gedanken machen musste.
Aber Kim, der arme Kim war ganz in seiner Trauer gefangen.
Gerade hatte der Jüngere seine erste große Liebe gefunden, als sie ihm das
Schicksal in der Gestalt von Franςois wieder entriss.
Sachte fuhr Damian Kim durch das Haar.
„Liebe und Tod wandeln Hand in Hand“, wiederholte er die Worte Joshuas
tonlos, die ihm dieser erst vor wenigen Tagen gesagt hatte. Doch Damian war
trotzdem weit entfernt davon, Joshua zuzustimmen, dass die Liebe deshalb
vermieden werden sollte. Im Gegenteil. Eher hatte er gelernt, wie kostbar jede
Minute war, die man zusammen verbringen konnte.
Darum war ein Entschluss in ihm erwacht, als er erkannte, was ihn da die letzte
Zeit immer so durcheinander brachte, wenn Joshua um ihn war, warum ihn ein
bestimmter Jemand immer wieder so in Aufruhr versetzte. Darum hatte er eine
Entscheidung getroffen, als er erkannte, weshalb er Joshua so vermisste und
jeden Tag darauf hoffte, dass er hier auftauchen würde.
Und darum hatte er gelächelt, als er bemerkte, warum es ihm so weh tat, dass
Joshua sein Handy ausgeschaltet hatte… Mehrere Punkte, die alle eine Antwort
erhielten.
Nun ja, wenn er ehrlich war, hatte ihn dieses Gefühl am Anfang ziemlich
erschreckt und schockiert! Er war ja schließlich ein Mann und er hatte sich
eigentlich immer für vollkommen heterosexuell gehalten. Eine Nacht lang und
einen halben Tag lang hatte er nicht stillhalten können, war durch das Haus
gewandert wie ein gefangener Tiger und hatte mit sich selbst diskutiert, wenn er
sich nicht gerade um Kim kümmerte. Aber nun… die Antwort darauf hatte er
schon gegeben. Die Zeit, die einem geschenkt wurde, war zu wertvoll, um sie an
Zweifel zu verschwenden. Und er machte sich vielmehr Sorgen darum, was
seine Freunde sagen würden, wenn sie erfuhren, dass er ein Vampir war, als was
sie zu seiner neu entdeckten Bisexualität anmerken könnten. Den meisten würde
letzteres egal sein, schätzte er – vor allem wenn sie von ersterem erfuhren. Er
grinste ironisch.
Aber zurück zum Kern der Sache, ermahnte er sich selbst:
Er wollte eine Chance für dieses zart in ihm erblühende Gefühl. Er wollte es
aufblühen lassen und sehen, was sich daraus entwickelte.
Dafür musste er aber erst einmal herausfinden, ob in Joshua derselbe Keim
spross. Natürlich. Nur wie sollte er das anstellen? Direkt ansprechen konnte er
Joshua ja schlecht! Er wollte nicht, dass er vielleicht aus Versehen alles kaputt
machte.
Das musste er sich überlegen… Wenn nicht alles schon kaputt war? Aber nein,
das glaubte er nicht.
„Flirt with me…“, sangen Zeromancer leise aus der Stereonanlage. Kim und er
ertrugen völlige Stille derzeit nicht.
„Warum eigentlich nicht?“, murmelte Damian. Wenn er etwas wirklich konnte,
war es flirten.
Wenn Joshua darauf einging, dann war… es gut. Und wenn nicht? Darüber
wollte er sich Gedanken machen, wenn es so weit war. Er war eigentlich nie der
Typ gewesen, der abwartete und hoffte, dass das begehrte Wesen sich entschloss
aktiv zu werden. Damian war aber auch kein gebranntes Kind und nur diese
scheuen bekanntlich das Feuer.